Auf zur Hamsterfahrt aufs Land: ein völlig überfüllter Zug im Bahnhof von Remagen im Jahr 1947 Foto: Bundesarchiv/B 145 Bild-F080295-0003/Vollrath/CC-BY-SA 3.0

Wenn die Menschen Supermarktregale leer kaufen, geht es zumeist um die Sorge, irgendwann nicht mehr genügend Klopapier, Glühbirnen oder Hundefutter zu Hause zu haben. Solche Panik-Einkäufe nennt man Hamstern. Nicht erst seit Corona. Schon vor über 100 Jahren trieb die Not des Ersten Weltkriegs viele zu Hamsterfahrten.

Stuttgart - Der Chefredakteur der „Hildesheimer Zeitung“ findet starke Worte: „Verrucht ist, wer in dieser Zeit der Teuerung und Knappheit wuchert und sich an der Not des Volkes mästet.“ Denn wohin der Journalist schaut, Wilhelm Karl Gerst sieht das gleiche Bild: Überall in Deutschland kaufen Millionen Menschen, kaum dass zu halbwegs tragbaren Preisen Lebensmittel zu bekommen sind, weit über ihren persönlichen Bedarf ein und horten alles, was nicht schnell verdirbt oder haltbar gemacht werden kann. Nicht gerade Klopapier. Denn Gerst zürnt nicht in Corona-Zeiten, sondern gut 100 Jahre früher. Mitten im Ersten Weltkrieg. Der Münchner Schriftsteller Erich Mühsam schreibt am 1. Mai 1916 in sein Tagebuch: „Hamstern ist das neueste Schlagwort der Presse und des Publikums.“