Für die neuen 80-Meter-Züge der U1 müssen drei Haltestellen in Heslach umgebaut werden. Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) und die Stadt geloben, mit den Umbauten nicht bloß den technischen Anforderungen gerecht werden zu wollen. Sie sollen als Chance genutzt werden, die Umgebung aufzuwerten.
S-Süd - Mit Hochdruck wird derzeit das Stadtbahnnetz auf mehreren Streckenabschnitten ausgebaut, weil das Transportsystem ansonsten wegen der steigenden Fahrgastzahlen an seine Grenzen stößt. Die SSB AG wird deshalb bei der U1 längere Züge einsetzen, die mehr Menschen transportieren können. Dafür müssen in Fellbach und Bad Cannstatt jeweils fünf Haltstellen aufwendig umgebaut werden und in Heslach die Haltestellen Erwin-Schoettle-Platz, Bihlplatz und Südheimer Platz. Jede dieser engen Platzsituationen stellt eine bauliche Herausforderung dar.
Planung von Hauskante zu Hauskante
Am Schoettle-Platz wird der Bahnsteig nicht nur verlängert, sondern auch verbreitert, dafür müssen die Gleise um 1,40 Meter verlegt werden. Als besonders tückisch erweist sich die nächste Haltestelle, der Bihlplatz. Sie liegt im Scheitel einer S-Kurve, und auch hier müssen Gleise verschoben werden. Die Ausführungen dazu von SSB-Chefplaner Volker Christiani vor einiger Zeit ließen erahnen, dass dieses Nadelöhr höchste planerische Kreativität erfordert. Die „spaghettiförmige Gleisführung hier muss verschoben werden, um überhaupt eine gerade Kante für den Bahnsteig zu bekommen“, so Christiani bei der ersten Präsentation der SSB-Pläne im Bezirksbeirat Süd Ende 2019. Am Südheimer Platz wird die Rampe stadtauswärts entfallen, der Überweg stadteinwärts wird verschoben und die Stützwand unter der Baumfläche wird versetzt, um auf der Rampe mehr Platz zu gewinnen für Fußgänger.
In die jüngste Sitzung des Bezirksbeirates war der SSB-Chefplaner in Begleitung von Peter Krauß gekommen, zuständig bei den SSB für die stadtplanerischen Aspekte, und von Klaus Volkmer, dem Leiter des Sachgebiets Stadtgestaltung bei der Stadt. Ihre Botschaft lautete: Die drei neuen Hochbahnsteige eröffneten „die Chance auf umfangreiche städtebauliche Aufwertung“. Eine wesentliche Voraussetzung dafür sei dadurch geschaffen, dass hier „von Hauskante zu Hauskante“ gedacht werde. Das bedeutet, bauliche Eingriffe orientieren sich nicht allein an der Zweckmäßigkeit und enden abrupt, wo Geld und Nutzen enden, sondern sie werden in den Straßenraum eingepasst, orientieren sich an vorhandenen Kanten, Mauern, Wegen. Das, so erklärte Peter Krauß, verdanke sich der ergänzenden Finanzierung durch die Landeshauptstadt. Man wolle ein Büro engagieren, das verantwortlich ist für die „gesamteinheitliche Gestaltung“ der neuen Haltestellen in Heslach. Als Vorbilder für die Art Umsetzung und die Finanzierung dienten die „erfolgreichen Projekte der U12“, insbesondere die Haltestelle am Löwentor.
Die Haltestellenumbauten seien ein massiver Eingriff ins Stadtbild, darüber sei man sich bei den SSB und der Stadt im Klaren, sagt Krauß: „Wir arbeiten da am offenen Herzen. Da darf nichts schief gehen.“ Er könne sich für Heslach ähnliche Gestaltungen vorstellen, wie man sie am Eugensplatz realisiert habe – mit Sitztreppen aus Beton. „Wir werden uns das mit ein oder zwei Büros gemeinsam ansehen und überlegen, was machbar ist“, so der SSB-Experte. Auch die Beleuchtung der Orte spiele bei der Gestaltung eine Rolle, die Möblierung, die Bodenbeläge und die Bepflanzung, ergänzte Klaus Volkmer. „Es geht hier nicht nur um die Lösung eines technischen Problems, wir wollen in bester Weise eine Integration schaffen.“
Gleisbegrünung ist eine Frage des Geldes
Bezirksbeirat Wolfgang Jaworek von den Grünen mahnte im Anschluss an die Präsentation an, dass man all diese schönen Ideen unbedingt mit der Bevölkerung diskutieren müsse. „Es darf nicht heißen: Vogel friss, oder stirb!“ Auch das Stichwort Gleisbegrünung wurde in der Diskussion wieder einmal aufgegriffen. Schon früher hatte es im Bezirksbeirat die Forderung gegeben, das Gleisbett in der Böblinger Straße zu begrünen. Der SSB-Chefplaner Christiani gab sich eher zurückhaltend und verwies auf die Stadt bei diesem kostspieligen Gestaltungsaspekt: „Die Gleisbegrünung ist eine Frage des Geldes und danach, wie viel die Stadt dafür ausgibt.“