Aus Sicht der SSB gibt es keine Probleme an der Haltestelle „Ruhbank“. Foto: Archiv Warth

Ist der Aufzug defekt, können Rollstuhlfahrer an der Haltestelle „Ruhbank“ nicht umsteigen.

Degerloch/Sillenbuch - Die Aufzugtür wollte nicht aufgehen. Egal wie oft die Frau mit dem Gehwagen auf den Knopf drückte, es geschah nichts. Auch der Mann im Rollstuhl wartete umsonst. So geschehen vor einiger Zeit an der Stadtbahn-Haltestelle „Ruhbank“ zwischen Sillenbuch und Degerloch. Die beiden Fahrgäste waren aus der Bahn gestiegen und saßen in der unterirdischen Station fest – weil der Aufzug defekt war. „Die hatten überhaupt keine Chance, die Treppe hochzukommen“, sagt Christine Voigt, die für die Grünen im Birkacher Bezirksbeirat sitzt.

Voigt war auf dem Weg nach Hause und stieg an der Ruhbank um, als sie den Vorfall mitbekam. Sie wusste nicht, wie sie den zweien in deren misslicher Lage helfen sollte. Also halfen sie sich selbst: „Sie haben auf die nächste Bahn gewartet, sind bis zur Waldau gefahren und dort in den Bus gestiegen“, erzählt Voigt. Die Haltestelle „Waldau“ ist ebenfalls unterirdisch, doch dort funktioniert der Aufzug.

„Wirklich technische Ausfälle sind selten“

Hätte eine Durchsage auf den kaputten Aufzug hingewiesen, wäre der Frau mit dem Gehwagen und dem Rollstuhlfahrer der Ärger an der Ruhbank erspart geblieben, dachte sich Voigt. Also wandte sie sich an Ursula Marx, die Behindertenbeauftragte der Stadt Stuttgart. In dem Gespräch hat die Lokalpolitikerin erfahren, dass es immer wieder zu solchen Fällen komme und dass die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) nach einer technischen Lösung suche – zum Beispiel mit Hilfe von Meldungen auf den Bildschirmen in den Bahnen.

Hans-Joachim Knupfer, der SSB-Sprecher, kann dies nicht bestätigen. Er weiß auch nichts von einem entsprechenden Antrag. Zudem: „Unserem Kundenservice sind keine Probleme bekannt“, sagt er. Dabei kommt es im Stadtgebiet immer wieder zu defekten Aufzügen. Dies aber meist aufgrund von Vandalismus. Wer zum Beispiel in einem Aufzug hüpft, kann eine Notbremsung des Lifts auslösen. Die Störungen sind aber rasch wieder behoben. „Wirklich technische Ausfälle sind selten“, sagt Knupfer. Insgesamt würden die Aufzüge in 97 Prozent der Fälle funktionieren.

Ein Defekt betrifft dann einen Teil der Passagiere

Zudem gebe es nur ein knappes Dutzend Haltestellen, die allein über einen Aufzug barrierefrei erschlossen werden, weil die Fahrgäste auf sogenannten Mittelbahnsteigen zwischen den Gleisen warten. Zudem gebe es ein weiteres Dutzend Haltestellen, die von zwei Aufzügen erschlossen werden. Dort warten die Fahrgäste links und rechts der Gleise. Ein Defekt betrifft dann nur einen Teil der Passagiere.

Mittels einer Anzeige auf den Bildschirmen auf Defekte hinzuweisen, könnte laut Knupfer mehr Probleme erzeugen als beheben. Bis eine Störung ins System gelangt, könnte sie bereits von einem Techniker behoben sein. Dann würden die Fahrgäste grundlos an einer Haltestelle aussteigen.