Beide Aufzüge der S-Bahn-Haltestelle Österfeld hatten den Dienst quittiert und standen still. Foto: Kai Müller

In den vergangenen zwei Wochen waren beide Aufzüge an der S-Bahn-Haltestelle Österfeld kaputt.

Stuttgart-Vaihingen - Das Ehepaar Haidle hatte Glück im Unglück. Am Sonntag vor einer Woche wollte Annegret Haidle gemeinsam mit ihrem Mann, der im Rollstuhl sitzt, und einem befreundeten Paar mit der S-Bahn von der Haltestelle Österfeld aus in die Innenstadt fahren. „Wir hatten Karten für die Komödie im Marquardt“, erzählt die Seniorin.

Weil sie regelmäßig die öffentlichen Verkehrsmittel nutzt, weiß Haidle, dass der Aufzug an der Paradiesstraße, der hinunter zum Bahnsteig führt, hin und wieder defekt ist. „Wir machen uns deshalb schon immer 20 Minuten früher auf den Weg, um gegebenenfalls den Aufzug auf der anderen Seite benutzen zu können“, sagt sie. Am Sonntag dann jedoch die böse Überraschung: Beide Aufzüge hatten den Dienst quittiert und standen still. Vier junge Männer, die auf dem Weg zum Fußballspiel des VfB Stuttgart waren, trugen den Mann mit Rollstuhl kurzerhand die Treppen hinunter. Annegret Haidle ist auch eine Woche später immer noch angetan von der spontanen Hilfsbereitschaft der Fußballfans. „Wir hätten den Rollstuhl meines Mannes niemals allein die Treppen hinuntertragen können“, sagt die Vaihingerin.

Dauerthema bei der Deutschen Bahn

Auch bei der Deutschen Bahn ist der Bahnhof Österfeld seit Langem ein Dauerthema. Der Lift im Süden der Haltestelle hatte, bevor er 2010 für 250.000 Euro ausgetauscht worden war, mehr schlecht als recht funktioniert. Ähnlich verhielt es sich mit dem Fahrstuhl im Norden, der 2008 durch einen neuen ersetzt wurde.

Ein Unternehmenssprecher bestätigt auf Anfrage den jüngsten Ausfall der beiden Aufzüge. „Wir mussten sie bereits vor zwei Wochen, genau am 12. April, außer Betrieb nehmen“, sagt der Bahnsprecher. Während am einen Lift das Türblatt defekt war, so dass die Türen nicht mehr ordnungsgemäß geschlossen werden konnten, waren am anderen der Seilantrieb und die elektronische Steuerkarte kaputt.

Das Türblatt sei von Unbekannten zerstört worden, so der Bahnsprecher gegenüber unserer Zeitung. Am Donnerstagnachmittag wurden die Schäden an den Fahrstühlen behoben. „Doch schon kurze Zeit später war am einen Aufzug wieder etwas zerstört worden“, berichtet der Mitarbeiter der Deutschen Bahn. Diesen Schaden haben Handwerker dann am Freitagmorgen behoben.

„Wir denken über weitere Überwachungsmöglichkeiten nach“

„Wir ärgern uns mindestens genauso über Beschädigungen wie unsere Fahrgäste“, betont der Sprecher. Zerstörungswütige würden mit ihren Aktionen sowohl ihren Mitmenschen als auch der Gesellschaft schaden. Wenngleich man Baden-Württemberg in Sachen Vandalismus als Insel der Glückseligen im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen bezeichnen könne, habe die Zerstörungswut auch dort zugenommen. Erst Ende März haben Unbekannte beispielsweise den Übergang von der Paradiesstraße zur Bahnsteigtreppe hin mit Graffiti beschmiert und Steine der sogenannten Blindenleitlinien herausgerissen.

50 Millionen Euro müsse das Unternehmen jährlich bundesweit aufwenden, um Vandalismusschäden zu beheben. „Bedauerlicherweise können wir die Mängel oftmals nicht so schnell beheben, wie wir es gern würden“, sagt der Bahn-Mitarbeiter. Wenn Ersatzteile und Zubehör bestellt werden müssen, dauere es hin und wieder ein paar Tage oder Wochen, wie im Fall der Fahrstühle im Österfeld. Und: Handle es sich um Vandalismus, würde die Bahn Anzeige gegen Unbekannt erstatten.

Ob eine Lösung für das Problem in Sicht sei? „Wir denken über weitere Überwachungsmöglichkeiten nach“, sagt der Konzernsprecher. Konkreter werden möchte er allerdings nicht.