Das schrottreife Auto ist bei der Polizei bekannt. Nicht aber der Halter. Foto: C. Holowiecki

Ein kaputter Ford ohne Kennzeichen blockiert seit Monaten einen Parkplatz in Stuttgart-Sillenbuch. Polizisten mussten ein Pärchen „hinausjagen“. Die Polizei sagt, die Stadt sei dran – offenbar war das aber ein Missverständnis.

Sillenbuch - Erst parkte es am Gebüsch, dann hat jemand die Handbremse gelöst und das Auto quer übers Gelände gerollt. Jetzt steht der silberne Ford scheps auf dem Parkplatz am Ostfilderfriedhof in Sillenbuch. Seit Monaten. Das herren- und kennzeichenlose Fahrzeug ist längst zum Ärgernis geworden, und nicht nur, weil es Platz wegnimmt. „Das Austreten von umweltschädlichen Flüssigkeiten ist nur eine Frage der Zeit“, glaubt ein Nachbar, zudem sei das verlassene Mobil an Wochenenden zu einer Art Jugendtreff geworden.

Tatsächlich lässt sich eine Tür öffnen, die Sitze sind umgelegt, Kippen und Müll liegen im Fußraum. „Als Anwohner stellt sich mir die Frage, warum die Stadt dort zuschaut, statt tätig zu werden“, moniert der Anwohner. Das Schrottauto mit den zerfetzten Reifen habe es im Wohngebiet zu einer zweifelhaften Berühmtheit gebracht.

Die Polizei hat den Fall an die Stadtverwaltung übergeben

Bekannt ist das Auto auch der Polizei. Bereits am 20. August ist der Wagen kontrolliert worden – und ein Pärchen wurde „rausgejagt“, erklärt der Sprecher Stephan Widmann. Die jungen Leute seien nicht die Halter gewesen. Danach habe man die Sache der Stuttgarter Stadtverwaltung übergeben. Aus dem Rathaus heißt es indes auf Nachfrage: „Zu dem Fahrzeug ist bei der Verkehrsbehörde bisher kein Vorgang angelegt.“

Der Vollzugsdienst sei nun gebeten worden, sich der Sache anzunehmen. In der Tat scheint die Aufforderung an der Scheibe, das Auto zu entfernen, ein Polizist und kein Ordnungsbeamter angeklebt und unterschrieben zu haben. Datum: 4. November.

Herrenlose Fahrzeuge sind immer wieder Ärgernisse

Karossen, die keiner zu vermissen scheint, gibt es in Stuttgart immer wieder. „Wir haben das öfter mal, dass ein Auto ohne Kennzeichen im öffentlichen Raum steht“, sagt Stephan Widmann. Warum? Vielleicht wolle sich jemand die Entsorgungskosten sparen, mutmaßt er. In Kaltental ärgert sich eine Anwohnerin über das Wrack eines schwarzen VW Golf, das seit mehr als zwei Jahren am Ende des Schiltacher Straße auf einem, so sagt sie, städtischen Waldgrundstück im Landschaftsschutzgebiet verrottet. Ebenfalls auf dem Sillenbucher Friedhofsparkplatz stand bis vor Kurzem ein blauer Kleinwagen ohne Nummernschild, dafür mit geöffnetem Fenster. Ein aufgebockter Mercedes-SUV machte im Sommer 2018 an der Gustav-Barth-Straße in Heumaden Ärger, weil er düstere Gestalten anlockte. Der Halter aus dem Ausland: unauffindbar. Quasi zeitgleich empörten sich Plieninger über einen ominösen Fiat an der Straße Halfgarten. Auch hier tat sich die Verwaltung schwer, den Halter im Ausland zu ermitteln.

Sobald die Stadt aber weiß, wem ein Auto gehört, wird derjenige angeschrieben und kann sich äußern. Ohne Weiteres abschleppen kann die Verwaltung nicht. Diverse Fristen sind einzuhalten, und selbst wenn das Auto dann kostenpflichtig von der Verkehrsbehörde entfernt wurde, muss wieder gewartet werden, bis es etwa versteigert oder verschrottet werden darf.