Leuchtendes Gruseln: am Samstag ist Halloween. Foto: dpa/Patrick Pleul

Keine Angst vor ausgehöhlten Kürbissen: Miriam Hechler, evangelische Pfarrerin, und Michael Jakob, katholischer Diakon, nehmen Stellung zu Halloween.

Stuttgart - Als der kleine Sohn von Miriam Hechler, Pfarrerin in der evangelischen Kirchengemeinde Stuttgart-Vaihingen, zum ersten Mal bei Halloween mitmachen wollte, ist ihr das mütterliche Okay nicht ganz leicht gefallen. „Also gut, so lange er sich nicht fürchtet“, entschied sie dann, und ihr Sohn hatte Spaß an der gruseligen Verkleiderei. Inzwischen hält sie Halloween für „kommerzialisiert“ und des ursprünglichen religiösen Hintergrundes beraubt. „Ein Verkleidungsspaß mit Gruselhintergrund“, sei Halloween geworden, sagt Hechler, „schade, dass der Reformationstag dabei so in den Hintergrund rückt“. Denn hinter dem stehe, anders als hinter dem alljährlich ebenfalls am 31. Oktober gefeierten Halloween, hierzulande eine Tradition, die ihr als Protestantin wichtig ist: „Die Botschaft des Reformationstags gibt uns eine große innere Freiheit, das Leben anzupacken ohne Angst vor Fehlern.“ Dann sagt sie angelehnt an Martin Luther: „Allein aus Gnade wird man gerettet.“

„Für Protestanten ist Halloween störender“

Michael Jakob, Diakon der katholischen Kirchengemeinde St. Hedwig & Ulrich in Stuttgart-Möhringen, hat durchaus Verständnis für die Sichtweise seiner evangelischen Kollegin: „Klar, für Protestanten ist Halloween störender als für Katholiken“, sagt Jakob, „aber die Botschaft der Kirche ist nicht Spaltung sondern Auferstehung“.

Diesbezüglich ist der Tag nach dem 31. Oktober von Bedeutung: Am 1. November feiern Katholiken, ebenfalls alljährlich, Allerheiligen. „Ohne Allerheiligen gäbe es kein Halloween“, weiß Michael Jakob, „das Fest ist eine abgewandelte Form von ,All Hallows Eve‘, dem Vorabend des Hochfestes Allerheiligen“. Als Jugendlicher hat der Diakon deshalb am 31. Oktober eine Allerheiligen-Party veranstaltet.

Das Leben feiern an Halloween

Die Herbstbräuche katholischer Iren wie das Aushöhlen von Kürbissen schwappten mit den Auswanderern von der Insel im 19. Jahrhundert nach Amerika und von dort viel später zurück nach Europa. „Die Menschen befassen sich an Halloween spielerisch mit der Endlichkeit des Lebens“, sagt Michael Jakob. Und weiter: „Das Fest Halloween sollten wir als Kirche aufgreifen, um die Botschaft vom Sieg über den Tod dank der Auferstehung Jesus Christus zu bezeugen.“

Halloween sei ein guter Anlass, das Leben zu feiern, „und das, was uns nach unserem Tod erwartet“. Der Diakon ist sich sicher: „Wir sterben nicht ins Nichts oder in eine Geisterwelt hinein. Der Tod ist die Begegnung mit Gott, unserem Schöpfer und Erlöser.“

Mit Kindern auf den Friedhof gehen

Miriam Hechler, die evangelische Pfarrerin, drückt es so aus: „Mein Rat an Eltern zu Halloween: Den Kindern vermitteln, dass sie keine Angst haben müssen vor bösen Geistern, weil sie bei Gott geborgen sind.“ Was die Zeitenläufe angeht, setzt sie jedoch andere Prioritäten als ihr katholischer Kollege: „In Deutschland war der Reformationstag zuerst da. Als ich ein Kind war, gab es Halloween noch nicht.“

Nun, da sich Halloween in Deutschland etabliert hat, hat Michael Jakob, der katholische Diakon und selbst Vater von drei Kindern, folgende Idee: „Warum nicht mit Kindern, die Halloween feiern möchten, gemeinsam auf den Friedhof gehen und dort Lichter entzünden als Antwort auf die Dunkelheit des Todes.“