Augustin Affovi, der Judo-Abteilungsleiter beim SVS, in der Halle Foto: Caroline Holowiecki/i

Seit Jahrzehnten trainiert die Judoabteilung des SV Sillenbuch in der Sporthalle im Augustinum. Die soll aber nun anderweitig genutzt werden. Ein Ausweichquartier ist bislang nicht in Sicht

Sillenbuch - Eigenbedarfskündigung. Für Mieter ist es ein Wort des Grauens. Nun hat es in Sillenbuch eine ganze Sportabteilung erwischt. Die Judokämpfer des örtlichen Sportvereins trainieren seit Jahrzehnten in der Sporthalle der Seniorenresidenz Augustinum in Riedenberg. Doch dort müssen sie jetzt raus. Laut Markus Burgmeier, dem Direktor des Hauses, soll die Halle für die Einrichtung einer ambulanten geriatrischen Reha genutzt werden. „Wir leiten das gerade in die Wege“, sagt er. Ziel sei, einen Therapieraum mit Gerätepark zur Erhaltung der Mobilität zu installieren, „das funktioniert mit dem Judo nicht, die brauchen die ganze Halle“, sagt Markus Burgmeier. Ein Vertrag habe all die Jahre nicht bestanden, es sei eine reine Handschlagvereinbarung gewesen. Angepeilt sei, dass die Sportler bis Jahresende bleiben dürfen. „Sobald wir die Umbaupläne kennen, werden wir sie kommunizieren“, sagt der Direktor. Andere Nutzer von außerhalb gebe es in der Halle nicht.

Jochen Weiß, der SVS-Geschäftsführer, betont, Verständnis für die Bedürfnisse des Augustinums zu haben, „das ist für uns alles nachvollziehbar“. Leicht verstimmt ist man im Club trotzdem. „Was uns etwas stört, ist die extreme Kurzfristigkeit. Solche Pläne existieren nicht erst seit dem Sommer“, sagt Jochen Weiß. Mitte September erst sei der Verein „vor vollendete Tatsachen gestellt“ worden, da jedoch seien die Hallenpläne allerorten schon gemacht gewesen. Der Verein hätte sich mehr Vorlaufzeit gewünscht, „um die Suche strukturierter angehen zu können“. Der Judo-Abteilungsleiter Augustin Affovi spricht von einem „Schock, damit haben wir nicht gerechnet“.

Sie brauchen unbedingt ein dauerhaftes Quartier

Etwas Neues zu finden, ist schwer. Hallenzeiten sind in Stuttgart rar. Das städtische Sportamt unterstützt den SVS bei der Suche, stellt Jochen Weiß klar, „aber es wurde uns gesagt, dass die Flächen in Stuttgart und auf der Filderebene so begrenzt sind, dass man uns nicht kurzfristig eine Möglichkeit aufzeigen kann“. Hinzu kommt, dass die Matten, die die Sportler benötigen, dauerhaft irgendwo gelagert werden müssen. „Wir haben nur einen Mattensatz, deswegen brauchen wir einen Standort“, sagt Jochen Weiß. Ihm und dem Abteilungsleiter ist daran gelegen, dass das Training im Bezirk bleibt. Augustin Affovi befürchtet, dass Eltern ihre Kinder abmelden könnten, wenn die Übungsstunden außerhalb stattfänden. „Viele Kinder kommen zu Fuß“, sagt er.

Wie es weitergeht, ist aktuell unklar. Im Verein recherchiert man in alle Richtungen. Auch Kirchensäle beispielsweise nimmt man in den Blick. Etwa 100 Judokas ab sechs Jahren üben aktuell in der Halle der Seniorenresidenz. An drei Tagen finden bis in den Abend hinein zusammengenommen acht Trainings statt. „Das ist jede Menge Holz, das werden wir so eins zu eins erst mal nicht ersetzen können“, stellt Jochen Weiß klar. Das große Ziel sei, dass der Judobetrieb überhaupt weitergeht, da werde man um Zusammenlegungen oder Kürzungen von Trainingszeiten möglicherweise nicht herumkommen. Er betont: „Wir sind schon etwas in der Klemme.“