Gutachter haben bereits vor Jahren festgestellt, dass die Glasfassade mit den denkmalgeschützten Kunstwerken von HAP Grieshaber im Hallenbad saniert werden muss. Foto: Friedel

Der Jugendrat fordert, die Mängel im Hallenbad Feuerbach zu beseitigen und die Schwimmhalle zu sanieren. Der Bezirksbeirat unterstützt den Antrag der Jugendlichen.

Stuttgart-Feuerbach - Es ist eine Litanei, die Jugendratssprecher Markus Koch vor den Mitgliedern im Bezirksbeirat herunterbetet. Doch Bilder sagen manchmal mehr als viele Worte. Deshalb hat er Beweis-Fotos in der teilweise denkmalgeschützten Schwimmhalle gemacht, die er in die Bezirksbeiratssitzung am vergangenen Dienstag mitgebracht hat. Und diese Bilder sprechen für sich.

Mit Hilfe eines Beamers projizieren Markus Koch und der Jugendratsbetreuer Gert Dannenmann die reparaturbedürftigen Stellen in dem maroden Bad an die Wand. Einige Mitglieder im Bezirksbeirat packt der heilige Zorn beim Anblick der kaputten und abgeplatzten Fliesen, der fehlenden Fugen oder bröckelnden Stellen.

Bei ihrer Hallenbad-Inspektion im Frühjahr entdeckten die Feuerbacher Jugendräte teilweise ekelerregende Zustände. Auf der langen Mängelliste stehen unter anderem marode Umkleidekabinen, verkalkte Duschen, fehlenden Klobrillen in der Damentoilette, angelaufene Fensterscheiben und Schimmel in manchen Ecken. Viele Umkleideschränke hatten keine Türen mehr. Unter einem Heizkörper im Eingangsbereich fanden die jungen Rechercheure bei ihrem Kontrollgang gar eine Ungezieferfalle, die sie ebenfalls abfotografierten. Eine Notausgangsbeleuchtung war zudem defekt. „Im Barfuß-Bereich gibt es außerdem mehrere Gefahrenstellen“, berichtet der Jugendratssprecher.

Der Feuerbacher Jugendrat fordert nun in einem Antrag, die ihrer Meinung nach sicherheitsrelevanten Mängel sofort zu beseitigen. Außerdem sollen auch die dokumentierten Verschmutzungen und Ekelstellen verschwinden: „Langfristig muss das Bad komplett saniert werden, da es für den Schul- und Vereinssport dringend gebraucht wird“, sagt Markus Koch. Sichtlich verärgert meint Bezirksbeirat Martin Wöhr (CDU) beim Anblick der Bilddokumente: „Ich krieg bald einen Vogel.“ Fordert er doch regelmäßig, die Stadt möge genug Geld in die Hand nehmen, um das Hallenbad wieder in einen annehmbaren Zustand zu bringen. Genauso wiederholt Wöhr seit langem gebetsmühlenhaft, dass das ständige Verschieben einer Erneuerung des Bades die Stadt letztlich teurer zu stehen komme, als das Projekt zügig in Angriff zu nehmen. „Mich ärgert das genauso. Das ist hirnlose Verwaltungspolitik“, wettert auch Marcus Lorenz (Freie Wähler). Er glaube, die Schließung des Bades sei gewollt. Wenn man in der Zeitung lese, dass die Stadt im vergangenen Haushaltsjahr einen Jahresüberschuss in beträchtlicher Millionenhöhe erzielt habe, könne man diesen Eindruck jedenfalls gewinnen.

Seit Jahren fordert der Bezirksbeirat, dass das örtliche Hallenbad saniert werden muss. Doch im vergangenen Haushalt rutschte die Feuerbacher Halle mal wieder auf der Prioritätenliste nach hinten, weil es als Schulschwimmbad lediglich in die Kategorie 2 fällt. „Aber so arm ist die reiche Stadt Stuttgart nicht, dass man das Bad so verkommen lassen müsste“, sagt Rolf Zeeb (FDP). Britta Weber von den Grünen versteht nicht, warum die Stadt die Feuerbacher Bäder so verlottern lasse. Auch im Höhenfreibad auf dem Killesberg gebe es Mängel, die vom Personal relativ einfach zu beseitigen wären.

Bereits in der Vergangenheit keimte die Debatte über die mangelhafte Hygiene im Hallenbad Feuerbach auf. Die Freien Wähler im Stuttgarter Gemeinderat hatten das Bad im Jahr 2008 als Warzenschleuder bezeichnet. Die Bäderbetriebe konterten damals trocken: „Das Bad kann ohne Vorbehalte benutzt werden.“

Dass der Jugendrat nun einen weiteren Vorstoß wagt und das Thema wieder in öffentliche Gedächtnis ruft, sei „aller Ehren wert“, sagt Wöhr und fügt hinzu: „Die Stadt darf ja nicht auf die Idee kommen, dass das Thema erledigt ist.“