Die Eröffnung mit fast nacktem Einhorn war ein Hingucker - jetzt überlegen die Gartenschau-Macher, welche der Projekte fortgeführt werden könnten. Foto: Gottfried Stoppel

Die Remstal-Gartenschau ist zur Hälfte um. Die Organisatoren sind mit den Besucherzahlen sehr zufrieden – und überlegen jetzt, welche Projekte auch nach Ende des großen Events weitergeführt werden könnten.

Rems-Murr-Kreis - Eine Gartenschau ohne Zäune macht es unmöglich, eine Statistik darüber zu liefern, wie viele Menschen seit Beginn der Remstal-Gartenschau die Gemeinden zwischen Essingen und Remseck besucht haben. Es gibt allerdings einige Kennzahlen dafür, dass das Grünevent ganz schön gut läuft.

So wurden bisher rund 72 000 Dauerkarten verkauft. „In unserem Wirtschaftsplan sind wir einmal von 30 000 Karten ausgegangen“, sagt der Gartenschau-Geschäftsführer Thorsten Englert bei einem Pressegespräch. Dazu kommen 35 000 in Schorndorf verkaufte Tagestickets. Und jene Gäste, die sich nicht erfassen lassen: „Es gibt unheimlich viele Familien, die unser Angebot annehmen und sich auf den Remstalradweg begeben. Es ist eine gemütliche Gartenschau, bei der man vor allem Natur erleben kann“, sagt Richard Arnold, der Oberbürgermeister von Schwäbisch Gmünd.

Die Stuttgarter haben die Remstal-Gartenschau noch nicht wirklich entdeckt

Die Gartenschau habe ihren eigenen Stil und „ihren Platz neben der großen Bundesgartenschau in Heilbronn gefunden“, sagt Arnold. Dass sich die Remstal-Gartenschau nicht verstecken müsse, das unterstreicht auch der Gartenschau-Kurator Karl-Eugen Ebertshäuser: „Wir bekommen das Feedback, dass die Blumenschauen eine hervorragende Qualität haben – und der Preis gut ist.“

Woher die Menschen ins Remstal strömen, da können die Gartenschaumacher nur von ihrem Bauchgefühl erzählen. Schorndorfs Oberbürgermeister Matthias Klopfer berichtet von Besuchern aus dem Neckar- und Filstal, aus dem Heidenheimer Raum: „Die Stuttgarter haben uns dagegen noch nicht so entdeckt, dort müssen wir mehr für uns werben. Aber wir haben einen Fuß in der Tür.“

Konnten sich die kleinen Kommunen mit den Kreisstädten messen?

Die allermeisten Besucher seien aber Remstäler, die ihre Heimat neu kennenlernen würden. „Es ist ein tolles Gefühl, dass die Menschen wahrnehmen, wo sie leben – in dieser tollen Landschaft, von diesem kleinen Fluss geprägt“, sagt der Landschaftsarchitekt Jörg Stötzer, der viele der Gartenschauflächen geplant hat. Und Matthias Klopfer macht sogar ein gemeinsames Gartenschau-Gen bei den Remstälern aus: „Es ist viel schöner, als ich es erwartet habe“, sagt er zufrieden.

Spannend war in der Vorbereitung die Frage, ob sich die kleineren Gartenschaukommunen zwischen den großen Kreisstädten behaupten können. „Zu uns kommen ganz unterschiedliche Zielgruppen: Architekturbegeisterte besuchen den Turm an der Birke, Familien den Spielplatz sowie den Walderlebnispfad und die Mountainbiker den Flowtrail“, sagt Martina Fehrlen, die angesichts der Autokennzeichen aus der ganzen Region begeistert ist. „Und das Beste ist, dass unsere Projekte nachhaltig sind und die Besucher im nächsten Jahr wieder kommen können.“

Ähnliches berichtet Sven Müller, der Bürgermeister von Winterbach: „Wir werden auf jeden Fall wahrgenommen.“ Ein Anziehungspunkt sei die Remsrenaturierung, aber auch die Highlightwoche habe viele Besucher nach Winterbach gebracht. Die Zugkraft dieses Konzeptes begeistert Matthias Klopfer: „Während der Highlightwoche in Remseck war das Wetter wirklich nicht optimal, trotzdem waren alle Veranstaltungen gut besucht.“

Das Kochduell ist sehr gut angekommen

Nach diesen positiven Erfahrungen, beschäftigen sich die Verantwortlichen bereits mit der Frage, was nach 2019 bleiben wird. „Die Gartenschau hat die Möglichkeit gegeben, einfach mal Neues auszuprobieren“, sagt Sven Müller, der sich vorstellen kann, etwa die After-Work-Partys am Gleisdorfer Platz zu wiederholen. „Auch Formate wie das Kochduell oder die interkommunale Nacht der Museen sind super angekommen“, berichtet er. Und seine Kollegin Martina Fehrlen denkt darüber nach, ob die naturpädagogischen Angebote am Sonntagmittag im Urbacher Wald fortgesetzt werden können: „Da kamen teilweise 40 Gäste, das wird unheimlich nachgefragt.“

Als eine nachhaltige Folge empfindet sie etwas weniger Greifbares: „Ich glaube, es gibt keine andere Raumschaft, in der die Bürgermeister so zusammengewachsen sind. Wir haben um Kompromisse gerungen und jetzt feiern wir.“ Da stimmt ihr Richard Arnold zu: „Wir Bürgermeister haben uns auf ein großes interkommunales Projekt eingelassen. Diese Grenzüberwindung gibt spürbare Impulse“, sagt der Gmünder OB.

Lesen Sie hier unsere Multimedia-Reportage über das Remstal

Gibt es denn bei aller Begeisterung auch Wermutstropfen? „Bei der Information und Beschilderung sind wir immer noch nicht auf dem Stand, den wir gerne hätten. Das betrifft das ganze Remstal“, sagt Thorsten Englert. Bezogen auf seine eigene Stadt würde sich Matthias Klopfer wünschen, dass der Einzelhandel und die Gastronomie besser mitziehen würden: „An unseren Toptagen war der Kuchen aus, weil viele Cafés geschlossen hatten.“