Bosch baut in Deutschland eine zweite Fabrik für die Halbleiterfertigung. Neben dem Standort Reutlingen (im Bild) wird ein Werk in Dresden gebaut. Foto: dpa

Für Bosch ist es die größte Einzelinvestition in der mehr als 130-jährigen Geschichte: Rund eine Milliarde Euro gibt der Technologiekonzern für eine neue Chipfabrik in Dresden aus. Die Investition sei keine Entscheidung gegen die Fertigung in Reutlingen, sagt Geschäftsführer Dirk Hoheisel.

Berlin - Der Technologiekonzern Bosch plant die größte einzelne Investition in der mehr als 130-jährigen Firmengeschichte am Standort Deutschland: Rund eine Milliarde Euro will das Unternehmen in ein neues Werk zur Halbleiterfertigung in Dresden ausgeben. Zusammen mit der staatlichen Förderung sollen knapp 1,3 Milliarden Euro investiert werden. Bisher produziert Bosch Halbleiter in Reutlingen. Die neue Investition sei „keine Entscheidung gegen Reutlingen“, stellte der Bosch-Geschäftsführer Dirk Hoheisel in Berlin klar. Dresden habe sich gegen mehrere internationale Standorte durchgesetzt. Offenbar war auch Singapur in der Auswahl. Für die sächsische Hauptstadt habe gesprochen, dass dort bereits ein „Ökosystem“ für die Halbleiterindustrie gebe, hieß es. In Anlehnung an das Mekka der US-Hightech-Industrie, das Silicon Valley, bezeichnet sich Dresden als Silicon Saxony. Auch andere Halbleiterproduzenten wie etwa Infineon und AMD sind in Sachsen tätig.

Neues Werk liefert Chips für Autos

Das neue Halbleiterwerk soll die Schlüsseltechnologie für das autonome Fahren und das Internet der Dinge liefern. In Dresden sollen zunächst Halbleiter produziert werden, die in Autos eingesetzt werden. Die Chips steuern beispielsweise Fahrerassistenzsysteme. Bosch glaubt daran, dass der Verkehr der Zukunft automatisiert, elektrifiziert und vernetzt sein wird. Auch für das Internet der Dinge sollen die Halbleiter hergestellt werden. Bosch wird in Dresden bis zu 700 Mitarbeiter einstellen. Baubeginn soll Ende des Jahres sein. Die Produktion soll Ende 2021 starten.

Der Bosch-Geschäftsführer Hoheisel betonte die Tragweite der Entscheidung. „Für Bosch ist das eine extrem wichtige Entscheidung“, sagte er. Bosch sei eines der wenigen Unternehmen, die eine eigene Halbleiterfertigung hätten. Andere Mitbewerber kaufen die Chips zu. Geschäftsführer Hoheisel erwartet einen großen Bedarf an Halbleitern. „Wir tun gut daran, das in eigenen Händen zu halten“, sagte er. Die Entscheidung sei ein Bekenntnis zu Deutschland als Hightech-Standort. Bosch zeige damit, dass sich hierzulande eine Milliardeninvestition in anspruchsvolle Zukunftstechnologien lohnt.

Der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) sprach von der größten Unternehmensansiedlung in Sachsen. „Uns ist ein Riesencoup gelungen“, erklärte Tillich. Weltweit gebe es einen harten Wettbewerb um Anbieter in der Halbleiterindustrie. In Sachsen sei in den vergangenen Jahren ein Nukleus der digitalen Kompetenz entstanden. Halbleiter würden für den Alltag immer wichtiger – egal ob in elektrischen Zahnbürsten, im Smartphone oder im Flugzeug. Sachsen setze konsequent seinen Plan um, ein europäisches Zentrum der Halbleiterindustrie zu werden, sagte Tillich. Dort ist ein enges Netzwerk aus Industrie- und Zulieferfirmen sowie Universitäten und Forschungseinrichtungen entstanden.

Regierung genehmigt hohe Förderung

Die Bundesregierung und der Freistaat Sachsen werden die Großinvestition fördern. Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Machnig (SPD) sagte, der Bund fördere das Vorhaben von 2017 bis 2020 mit 200 Millionen Euro. „Es ist wichtig, dass Deutschland Mikroelektronik am Standort besitzt“, sagte Machnig. Über die Bewilligung der Förderung wird zurzeit noch mit der EU-Kommission verhandelt. Machnig zeigte sich aber zuversichtlich, dass bald eine Einigung erzielt wird. Machnig betonte, entscheidend für die Investition in Dresden sei nicht die staatliche Förderung gewesen. Andere Standorte im Ausland hätten sogar mit höheren Zuschüssen gelockt. Neben dem Bund stellt außerdem die sächsische Landesregierung staatliche Gelder für Bosch in Aussicht. Über die Höhe könne er aber noch nichts sagen, erklärte Ministerpräsident Tillich. Das Unternehmen werde dazu im Lauf der Zeit Anträge einreichen. Verhandelt wird offenbar über einen Zuschuss des Freistaats Sachen von rund 80 Millionen Euro.

Nach den Worten des Staatssekretärs Machnig können die Fördergelder nach einfacheren europäischen Richtlinien vergeben werden. Die Europäische Kommission setzt sich zum Ziel, die Mikroelektronikbranche zu stärken. Die Mitgliedsstaaten können für diesen Zweck öffentliche Mittel zur Verfügung stellen, ohne dass ein umfangreiches EU-Beihilfeverfahren in Gang gesetzt wird. Machnig sagte, die Bundesregierung habe bis 2020 zur Förderung von Zukunftstechnologien rund vier Milliarden Euro im Haushalt vorgemerkt. Davon werde rund eine Milliarde Euro für den Ausbau der Mikroelektronik ausgegeben.