Die Erstaufnahmestelle des Landes in Karlsruhe Anfang März: Der Andrang ließ anschließend deutlich nach. Foto: dpa

Seit Schließung der Balkanroute Anfang März kommen erheblich weniger neue Flüchtlinge nach Baden-Württemberg. Zugleich erhöht das Land den Druck auf abgelehnte Asylbewerber.

Stuttgart - Im ersten Halbjahr 2016 sind deutlich weniger Asylbewerber nach Baden-Württemberg gekommen als noch im Halbjahr davor. Wie das Innenministerium unserer Zeitung sagte, kamen von Januar bis Ende Juni rund 22 600 Flüchtlinge neu in den Südwesten . Das sind rund 70 Prozent weniger als im zweiten Halbjahr 2015. Hauptgrund für die Entwicklung ist offenbar das Schließen der Balkanroute Anfang März. Seitdem hat sich die Zahl der Neuzugänge erheblich reduziert. Kamen im Januar noch 8555 Flüchtlinge neu ins Land, waren es im Juni nur noch 1550.

Die meisten Flüchtlinge kommen laut dem Innenministerium nach wie vor aus Syrien (34 Prozent) sowie dem Irak (15 Prozent) und Afghanistan (14 Prozent).

Sollte die Entwicklung so weitergehen, dürfte sich die Asylbewerberzugang in diesem Jahr gegenüber dem Vorjahr mehr als halbieren. 2015 hatte das Land fast 98 000 Asylbewerber aufgenommen.

1663 Abschiebungen

Zugleich schiebt das Land abgelehnte Asylbewerber verstärkt ab. Im ersten Halbjahr wurden 1663 abgelehnte Asylbewerber zwangsweise in ihre Heimatländer zurückgeführt . Dies betrifft vor allem Balkanflüchtlinge, aber auch Gambier. Im Vorjahr war dieser Wert erst Ende Oktober erreicht worden. Im gesamten vergangenen Jahr gab es im Land 2449 Abschiebungen, dieses Jahr dürften es über 3000 werden.

Die Entwicklung entlastet vor allem die Erstaufnahmestellen des Landes. Dort sind von 34 000 Plätzen aktuell nur noch 7000 belegt. Die Kommunen hingegen müssen weiterhin neue Unterkünfte schaffen. Stuttgart kann zwar bis Ende Juli mehrere Notunterkünfte räumen. Zugleich hat die Zahl der Flüchtlinge in der Landeshauptstadt im ersten Halbjahr um rund 20 Prozent zugenommen. 23 neue Unterkünfte wurden gebaut.