Enttäuschung pur bei den Footballern von Stuttgart Surge – nach dem Aus in einem dramatischen Play-off-Halbfinale gegen den amtierenden Meister Rhein Fire. Foto: Baumann//Julia Rahn

Die Footballer von Stuttgart Surge liegen im Halbfinale der Play-offs gegen Rhein Fire lange in Führung, verpassen aber letztlich in der Verlängerung den erneuten Einzug ins Endspiel. Der Frust nach der 23:29-Pleite ist groß, auch über zwei ärgerliche Ballverluste.

Nach dem letzten Spielzug sanken viele Footballer von Stuttgart Surge entkräftet und enttäuscht zu Boden, andere benötigten dringend Halt. Yannick Mayer konnte nach dem Drama im Dauerregen die Tränen nicht mehr zurückhalten, Florian Lengauer umarmte seinen aufgelösten Teamkollegen und versuchte, ihn zu trösten. Ähnliche Szenen spielten sich im gesamten Gazistadion ab, die Stuttgarter waren fassungslos. Weil sie den erneuten Einzug ins Finale ganz knapp verpasst hatten. Und weil sie selbst dafür mitverantwortlich waren.

„Wir haben richtig hart gekämpft“, sagte Cheftrainer Jordan Neuman im Anschluss an die 23:29-Pleite nach Verlängerung gegen den amtierenden Meister, „Rhein Fire setzt die Standards in Europa. Und trotzdem hatten wir die Chance, diesen Gegner zu schlagen. Es nicht geschafft zu haben, tut weh.“

War Stuttgart Surge ein zu hohes Risiko eingegangen?

Die Niederlage schmerzte jeden Einzelnen im Team. Und einen noch ein bisschen mehr als alle anderen. Reilly Hennessey prägte das Surge-Spiel die gesamte Saison über, er ist einer der besten Quarterbacks in der ELF. Doch ausgerechnet am Ende der wichtigsten Partie verlor der US-Amerikaner sein glückliches Händchen. Beim Stand von 23:20 hatten die Gastgeber die Möglichkeit, die Partie zu entscheiden. Doch ein Pass von Hennessey wurde durch Omari Williams abgefangen, wenige Sekunden vor Ablauf der Uhr machte Rhein Fire per Fieldgoal von Sebastian van Santen das 23:23 – es ging in die Verlängerung. Und alle im Stadion dachten über diesen verflixten Ballverlust nach.

War Stuttgart Surge bei dem Spielzug ein zu hohes Risiko eingegangen? Wäre ein Lauf die bessere Lösung gewesen? „Ich hatte großes Vertrauen in die Wahl dieses Spielzugs“, sagte Neuman, „wir hätten den Ball gerne länger behalten, doch leider gab es eine kleine Misskommunikation zwischen Quarterback und Receiver, das hat Rhein Fire ausgenutzt.“ Und der Verteidigung des Meisters gelang in der Verlängerung noch ein Coup.

Der Regen schien den Kampfgeist der Kontrahenten noch zu steigern

Die Stuttgarter waren auf dem besten Weg in die Endzone. Doch erneut wurde ein Pass von Hennessey abgefangen. Mit einem Touchdown machten die Gäste danach den Einzug ins Finale perfekt, den auch Jim Tomsula bejubelte. Zugleich sprach der Rhein-Fire-Cheftrainer dem Gegner seinen Respekt aus: „Dieses Spiel hatte keinen Verlierer verdient, das war von beiden Teams Football höchster Qualität. Die Stuttgarter sind sehr aggressiv aufgetreten und haben in der Defensive einen großartigen Job gemacht. Niemand sollte darauf schauen, was nicht geklappt hat, sondern auf die vielen Dinge, die funktioniert haben.“ Und die Rhein Fire an den Rand der Niederlage gebracht hatten.

Die Stuttgarter erwischten einen Start nach Maß. Reilly Hennessey führte sein Team übers ganze Feld und passte letztlich zu Florian Lengauer, der den ersten Touchdown erzielte – nachdem Kicker Lenny Krieg den Extrapunkt nicht machte. Dann begann der große Regen, der den Kampfgeist der Kontrahenten eher noch zu steigern schien. Und Rhein Fire antwortete stark. Es gab viele Läufe über Star-Runningback Glen Toonga und am Ende einen 40 Yards-Pass von Quarterback Jadrian Clark auf Justin Schlesinger zum 7:6. Geschockt war Stuttgart Surge dadurch aber keineswegs. Schon im nächsten Angriff sorgte Yanick Mayr mit einem 43-Yards-Lauf für die 13:7-Führung, anschließend folgten ein Fieldgoal von Rhein Fire zum 13:10 und der spektakulärste Spielzug.

„Wir werden es nächste Saison erneut versuchen“

Surge-Abwehrspieler Back Chad-Adri Walrond fing einen Pass von Jadrian Clark ab, ließ sich nicht stoppen und lief in die Endzone. Anschließend hielt die Stuttgarter Defensive dem enormen Druck der Gäste ein weiteres Mal stand, ließ nur ein Fieldgoal zum 20:13-Halbzeitstand zu. Im dritten Viertel waren die Surge-Abwehrkräfte erneut nicht zu überwinden, allerdings verpassten es die Stuttgarter, die Führung auszubauen. Mehr als ein Fieldgoal von Lenny Krieg zum 23:13 kurz nach Beginn des vierten Viertels war nicht drin. Dieser Vorsprung hielt lange, erst 3:36 Minuten vor dem Ende verkürzte Rhein Fire auf 23:20. Der Rest war ein Drama im Dauerregen, das die Saison für Stuttgart Surge beendete.

„Es war knapp. Extrem knapp“, sagte Coach Neuman. Und versprach: „Wir werden es nächste Saison erneut versuchen.“