Hajek-Grabstätte mit „Großer Skulptur“ im Hintergrund Foto: privat/privat

Die „Große Skulptur“ markiert die Grabstätte von Otto Herbert Hajek auf dem Waldfriedhof. Noch. Eigentümer Urban Hajek will sie abtransportieren lassen. Was sagt die Stadt?

Unübersehbar markiert eine hoch aufragende Bronzeplastik die Grabstätte des früh international renommierten Bildhauers und Malers Otto Herbert Hajek (1927-2015) auf dem Waldfriedhof in Stuttgart. Doch gehört die „Große Plastik“ tatsächlich zur Gesamtgestaltung dieses Ortes wie es die von Hajek als Testamentsvollstreckerin eingesetzte Aurelia Hajek-Homoki formuliert? Oder ist sie ein verzichtbarer Zusatz, wie es Urban Hajek, Sohn des Künstlers und Eigentümer des Werkes, sieht? Erstmals positioniert sich nun das Friedhofsamt der Stadt in dieser Frage.

 

War international bekannt: Bildhauer und Maler Otto Herbert Hajek (1927-2015) Foto: 0.H.H.

Für Aurelia Hajek-Homoki ist klar: „Die Grabstätte in ihrer jetzigen Form ist als ein Ensemble zu sehen. Jede unbefugte Veränderung wäre unzulässig und würde darüber hinaus eine Verletzung des Urheberrechts an der künstlerischen Grabgestaltung des Künstlers Andreas Helmling bedeuten.“ Damit reagierte sie auf die Ankündigung Urban Hajeks, die „Große Skulptur“ als eines von 20 Werken im Stuttgarter Auktionshaus Siebers versteigern lassen zu wollen. Die Auktion fand tatsächlich statt, ein Angebot für eine der Großskulpturen blieb allerdings aus. Urban Hajek kündigte daraufhin an, die „Große Skulptur“ gleichwohl abtransportieren zu lassen. Jetzt stellt ein Sprecher der Stadt klar: „Noch hat sich vor Ort nichts geändert. Die ,Große Skulptur’ steht dort weiterhin neben der Grabstätte von Otto Herbert Hajek.“

Überraschend für Aurelia Hajek-Homoki teilt die Stadt jedoch inzwischen die Position Urban Hajeks in der Frage der Rolle des Werkes auf dem Waldfriedhof. Während die Künstlertochter betont, die Arbeit sei von Beginn an für diese Position gewählt worden und sie habe hierfür auch die Unterstützung der Stadt gehabt („Transport und den Sockelbau hat die Stadt finanziert), lässt die Stadt jetzt wissen: „Die ,Große Skulptur’ zählt nicht zur Grabstätte selbst und gehört Urban Hajek.“ Letzteres bestätigt Aurelia Hajek-Homoki – sie habe schlicht versäumt, seinerzeit eine Schenkungsurkunde auszustellen, und tatsächlich findet sich die „Große Skulptur“ mit auf der Liste jener Nachlass-Werke, die Urban Hajek gekauft hat.

„Mit Urban Hajek im Gespräch“

Und was geschieht nun aus Sicht der Stadt? „Als Eigentümer“ beabsichtige Urban Hajek, die „Große Skulptur“, ein Hauptwerk der frühen 1960er Jahre im Gesamtschaffen Otto Herbert Hajeks, „zu entfernen“ und stehe dafür„in Kontakt mit dem Garten-, Friedhofs- und Forstamt der Stadt“. Weil die Abteilung Friedhöfe die Flächen verwaltet, ist sie in den Vorgang ebenso eingebunden wie das Kulturamt. Wie kompliziert die Ausgangslage ist – Urban Hajek hatte die Auktion der 20 Großskulpturen auch versucht, um hohe Schulden aus dem Ankauf der Nachlass-Werke zu verringern –, macht das Fazit der auch in der Frage des ehemaligen Hajek-Hauses am Hasenberg eher glücklos agierenden – Stadt deutlich: „Mit der Gesamtentwicklung ist die Stadtverwaltung bereits seit 2022 befasst und ist mit Urban Hajek im Gespräch, welche Schritte er nach der ergebnislosen Auktion der Skulpturen gehen will.“ Ein Satz, der viel Raum lässt. Auch für die Hoffnung, dass die „Große Skulptur“ an ihrem jetzigen Standort bleibt.

Hajek in Kürze

Die Anfänge
1927 in Kaltenbach (heute Nové Hutě/Tschechien) geboren, kommt Hajek nach Kriegsende nach Erlangen und macht das Abitur. Von 1947 bis 1954 studiert er Bildhauerei an der Kunstakademie Stuttgart.

Früher Ruhm
Mit sogenannten Raumknoten wird Hajek Anfang der 1950er Jahre bekannt. 1959 und 1964 ist er bei den Weltkunstausstellungen Documenta II und Documenta III in Kassel vertreten. Die 1964 präsentierte Idee der begehbaren Plastik sichert ihm internationale Aufmerksamkeit. Hajeks Konzeption des Kunst gewordenen Stadtraumes ist vor allem mit der Konzeption „Urban Sculpture“ im australischen Adelaide (1973-1977) Teil der jüngeren Kunstgeschichte. Von 1980 bis 1992 agiert Hajek als Professor für Bildhauerei an der Kunstakademie Karlsruhe.

Die Ausstellung
Gestützt auf Werke aus der unter dem Dach der Stadt Stuttgart angesiedelten O. H. Hajek-Kunststiftung und der Otto Herbert Hajek-Kunststiftung der Sparda-Bank Baden-Württemberg würdigt das Kunstmuseum Stuttgart Hajek von 28. Oktober dieses Jahres an mit einer umfassenden Schau.