Jovenel Moïse regiert jetzt die Insel Haiti. Foto: AFP

Ein Jahr nach dem ersten Wahlgang ist Jovenel Moïse Staatschef der karibischen Insel Haiti. Auf den neuen warten gewaltige Aufgaben.

Port-au-Prince - Der Unternehmer Jovenel Moïse hat nach Angaben des Wahlrates überraschend bereits in der ersten Runde die Präsidentenwahl in der karibischen Chaosrepublik Haiti gewonnen. Demnach votierten für den Vertrauten des früheren Staatschefs Michel Martelly 55,67 Prozent der Wähler. Auf dem zweiten Platz landete nach vorläufigen Resultaten vom Montagabend Jude Célestin (19,52 Prozent).

Damit ist laut dem Chef des Wahlrats, Léopold Berlanger, keine Stichwahl mehr vonnöten. Sollte das Ergebnis bestätigt werden, hätte Haiti bald ein Jahr nach Ausscheiden von Martelly aus dem Amt wieder einen gewählten verfassungsgemäßen Staatschef.

Wahlgewinner schon vor einem Jahr

Seit dem 7. Februar regiert das Land der vom Parlament eingesetzte Übergangsstaatschef Jocelyne Privert.   Moïse, von Beruf Bananenexporteur, hatte die Wahl schon vor gut einem Jahr im Oktober 2015 gewonnen, war aber von Célestin mit Betrugsvorwürfen konfrontiert worden, worauf es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kam. Daraufhin wurde die erste Runde der Wahl einfach annulliert und der zweite Wahlgang abgesagt.

  Neue Versuche, einen Staatschef zu wählen, scheiterten an politischer Instabilität oder an Naturkatastrophen wie zuletzt dem Hurrikan Matthew, der Anfang Oktober über den Süden der Insel fegte und große Zerstörungen hervorrief.

Die Jugend und die im Ausland Lebenden

  Der 48 Jahre alte Moïse wurde von Ex-Staatschef Martelly für das höchste Staatsamt vorgeschlagen. Er rief das Land nach seinem Wahlsieg zur Einheit auf. „Ich fordere die Jugend des Landes, alle Haitianer, die im Ausland leben und alle Berufstätigen auf, mir zu helfen, dass das Land auf die Beine kommt“, sagte er in einem Hotel in Port-au-Prince.

Zu dem Wahlgang vom 20. November waren 6,2 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen. Sie sollten parallel zur Präsidentschaftswahl 25 der 109 Sitze in der Abgeordnetenkammer und 16 Sitze im Senat neu bestimmen.   Bei der Präsidentenwahl standen 27 Kandidaten zur Abstimmung Die vorläufigen Auszählungsergebnisse können bis zum 29. Dezember angefochten werden. Drei der neun Mitglieder der Wahlkommission unterzeichneten die Ergebnislisten der Auszählungen nicht.

  Wie wichtig eine handlungsfähige Regierung in Haiti ist, hat schon der Wirbelsturm Matthew gezeigt, durch den mehr als 1000 Menschen getötet wurden. Der Staat war nicht in der Lage zu helfen. So liegt die Bergung von Opfern und der Wiederaufbau komplett in den Händen von internationalen Hilfsorganisationen.

Auch die Wirtschaftsindikatoren belegen, dass Haiti dringend eine handlungsfähige Regierung braucht. Diese haben sich in den vergangenen Monaten immer weiter verschlechtert. Die Inflation liegt bei zwölf Prozent, die Währung Gourde in einem Jahr ein Viertel ihres Wertes verlor. http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.hurrikan-matthew-haiti-verschiebt- praesidentenwahl.2998de65-058d-4f67-9227-756abd831d5a.html