Gerhard Heilemanns Blick richtet sich in die Zukunft – nach Ludwigsburg. Foto: Max Kovalenko

Immer mehr Firmen verlassen Stuttgart, weil sie in der Landeshauptstadt keine Erweiterungsflächen mehr finden. Auch der Werkzeuglieferant Hahn und Kolb. Geschäftsführer Gerhard Heilemann spricht über die Gründe, Ausbildungsprobleme und die Konjunktur.

Stuttgart – Immer mehr Firmen verlassen Stuttgart, weil sie in der Landeshauptstadt keine Erweiterungsflächen mehr finden. Auch der Werkzeuglieferant Hahn und Kolb. Geschäftsführer Gerhard Heilemann spricht über die Gründe, Ausbildungsprobleme und die Konjunktur.

Herr Heilemann, Hahn und Kolb hat seinen Sitz seit 1898 in Stuttgart. Im August ziehen Sie mit 270 Mitarbeitern in die Ludwigsburger Weststadt. Gefällt es Ihnen in der Landeshauptstadt nicht mehr?
Wir wollten definitiv nicht weg. Wir sind ein Ur-Stuttgarter Unternehmen und haben das S in stilisierter Form sogar noch in unserem Logo drin. Deswegen ist uns dieser Schritt nicht leichtgefallen. Aber in Ludwigsburg haben wir ein 48.000 Quadratmeter großes Grundstück bekommen. Logistisch können wir den Umsatz dort verdreifachen, die Mitarbeiterzahl auf lange Sicht verdoppeln. Eine solche Fläche gab es in Stuttgart einfach nicht.

Am bisherigen Sitz in Feuerbach haben Sie keine Möglichkeiten mehr gesehen?
Wir waren bereits 2008 in einer schwierigen Lage, weil uns der Platz gefehlt hat. Immerhin verlassen rund 2500 Sendungen am Tag unser Lager. Es ist regelmäßig zum Bersten voll. Schon damals haben wir deshalb konkret über eine Erweiterung oder einen Umzug nachgedacht. Dann kam aber die Wirtschaftskrise. Doch als wir uns davon erholt hatten, sind wir auf die Suche gegangen. An der Borsigstraße haben wir in der Halle bereits fünf Stockwerke, aber Logistik baut man am besten eingeschossig.

Hat Sie die Wirtschaftsförderung der Stadt nicht bei Ihrer Suche unterstützt?
Doch, die haben sich voll ins Zeug gelegt. Wir mussten aber trotzdem bald in die Region ausweichen, denn etwas in der Größe gab es in Stuttgart nicht. Innerhalb von vier Wochen hatten wir dann über 30 Grundstücke zur Auswahl. Fünf bis sechs davon kamen infrage, denn unser Anspruch war, wegen der Mitarbeiter nicht mehr als zehn Kilometer von Feuerbach entfernt zu sein und als Logistiker einen Autobahnanschluss in der Nähe zu haben.

In Stuttgart ist im Vergleich zur Region die Gewerbesteuer relativ hoch. Welche Rolle hat das gespielt?
Die Gewerbesteuer wäre nur von Bedeutung gewesen, wenn wir zwei absolut gleichwertige Grundstücke in unterschiedlichen Kommunen zur Auswahl gehabt hätten.

Experten, etwa vom Haus- und Grundbesitzerverein, fordern eine Vorratshaltung der Stadt. Sie solle selbst Gewerbegrundstücke ankaufen, um sie im Bedarfsfall Unternehmen anbieten zu können. Kann man so den Wirtschaftsstandort stärken?
Eine Vorratshaltung wäre absolut sinnvoll. Dass es Stuttgart so gut geht, liegt in erster Linie an den mittelständischen Unternehmen. Wenn die wachsen wollen, ist das positiv, und die Stadt muss ihnen etwas bieten können. In unserem Fall genauso wie in anderen hatte sie keine Handlungsoptionen.