Seit Jahren wartet das Hagmayer-Areal in Süßen auf den Start des Wohnungsbaus. Wegen der Marktanpassung des Konzepts wird jetzt der Bebauungsplan abermals geändert.
Wo seit Jahrzehnten in Süßen eine Gewerbebrache den Siedlungsrand unterbricht, könnten in einigen Jahren mehrere Hundert Menschen wohnen. An der Salacher Straße möchte die BPD-Immobilienentwicklung auf dem Hagmayer-Areal mehrere Gebäude mit voraussichtlich mehr als 150 Wohnungen errichten. Allerdings stockt das Vorhaben seit Jahren. 2019 hatte die Stadt mit der dritten Änderung des Bebauungsplans „Salacher Straße“ den Weg für Wohnungen auf dem bisherigen Gewerbeareal frei gemacht. Weil der Investor aber aktuellen Bedürfnissen des Wohnungsmarkts gerecht werden möchte, steht jetzt die vierte Planänderung an. Es gebe neue Überlegungen, sagt der Bürgermeister Marc Kersting.
Der Investor BPD, der die Fläche Ende 2017 gekauft hat, will „bezahlbare Wohnungen für Durchschnittsverdiener“ bauen, erläutert die Leiterin der Projektentwicklung, Freia Weinmann. Die Wohnungen sollen verkauft werden. Zur aktuellen Umplanung gehören kleinere Wohnungen, damit diese bezahlbar bleiben: „Eine 4-Zimmer-Wohnung mit 120 Quadratmeter ist zu viel.“ Die geringere Wohnungsgröße sei derzeit in Planung. Zudem habe die BPD festgestellt, dass ein zweiter Stellplatz kaum zu verkaufen sei. Daraus zieht der Investor Konsequenzen: „Der Stellplatzschlüssel wurde heruntergenommen.“
Ohne Schallschutz geht es nicht
Auf der Nordseite der Salacher Straße fahren auf der Filstalbahn laut einem Lärmgutachten tagsüber 135 Züge, davon 43 Güterzüge, und nachts 49 Züge, davon 31 Güterzüge. Der Bahnlärm erschwert die bauliche Erschließung des 1,82 Hektar großen Gebiets. „Der Schalldruck legt die Baureihenfolge fest“, heißt es in dem Lärmgutachten. Eine beliebige Bebauung sei nicht möglich. Vielmehr sei eine Reihe von Schallschutzmaßnahmen zur Sicherstellung gesunder Wohnverhältnisse notwendig, heißt es in dem Gutachten.
Deshalb war geplant, zuerst an der Salacher Straße nach Süden ausgerichtete Mehrfamilienhäuser, dreieinhalb Stockwerke hoch, wie einen Riegel zu bauen. In deren Lärmschatten sollte das südliche Gebiet erschlossen werden. Auf Grundlage der Planvariante von 2019 lag für die ersten drei Mehrfamilienhäuser plus gemeinsamer Tiefgarage seit Anfang 2022 eine Baugenehmigung vor, teilt die Stadtverwaltung mit. Die Umsetzung aber. Deshalb haben sich der Investor und seine Planer über eine Weiterentwicklung des Gebiets Gedanken gemacht, die nun zur vierten Planänderung führt: Jetzt soll doch an der Weidenstraße im Süden, neben dem schon vorhandenen Wohngebiet, die Entwicklung beginnen. Dies erlaubt auch die Einschätzung des Lärms: „Die südliche Baureihe und die westlichen Gebäude der mittleren Baureihe können hingegen jederzeit errichtet werden“, schreibt der Gutachter. Die Entfernung zur Bahn und teilweise die Abschirmung durch Gebäude der Lebenshilfe ermöglichen offenbar dort den Baustart. Ausstattung und Ausrichtung sollen bei den Reihenhäusern und Doppelhaushälften den Lärm unterdrücken. Dies ist speziell im mittleren Bereich laut Gutachten für manche Fassaden erforderlich. Derzeit werde noch geplant, berichtet Weinmann. Einen möglichen Baubeginn kann sie noch nicht nennen. Klar sei aber, dass vor dem Baustart für etwa 50 Prozent der Reihenhäuser ein Käufer gefunden sein muss.
Im Juli wird wieder beraten
Der Gemeinderat wird sich laut Kersting in der Juli-Sitzung mit dem Thema befassen. Ursprünglich sollte der Gemeinderat schon Mitte Mai die Änderung beschließen. Das Thema wurde aber wegen eines Formfehlers von der Tagesordnung genommen, erläutert der Bürgermeister. Die Vertagung habe keine inhaltlichen Gründe.
Lebenshilfe nutzt das frühere Gelände der Holzwarenfabrik
Fehler
Auf der Tagesordnung zur Süßener Gemeinderatssitzung am 12. Mai ist von der „3. Änderung“ des Bebauungsplans Salacher Straße die Rede. So steht es auch auf der Sitzungsvorlage. Tatsächlich handelt es sich aber um die 4. Änderung. Der Bürgermeister Marc Kersting wollte nicht das Risiko eingehen, dass ein Ratsbeschluss ungültig wird, weil der Fehler auf der Vorlage passiert ist. Deshalb wurde die Beratung über die Änderung vertagt.
Gelände
Auf dem Hagmayer-Areal stellte früher die Holzwarenfabrik Bader Dinge wie Kochlöffel oder Vesperbrettchen her. 1983 stellte die Firma den Betrieb ein. Die ersten Bebauungspläne sahen vor, dass große Teile des Geländes weiterhin gewerblich genutzt werden sollten. Allerdings bevorzugten die Eigentümer der Fläche, die Erbengemeinschaft Hagmayer, eine andere Nutzung, weil sie hofften, das Gelände dann besser vermarkten zu können. Sie drängten auf eine stärkere Wohnnutzung. Einen Teil des Geländes, knapp 7000 Quadratmeter, kaufte Mitte des vorigen Jahrzehnts die Lebenshilfe. Sie hat Werkstätten, Betreuungs- und Wohnräume errichtet. BPD kaufte 2017 etwa 18 200 Quadratmeter.