Wenn es zu unbeabsichtigten Schäden kommt, springt die Haftpflichtversicherung oft bei der Regulierung ein. Foto: dpa

Jeder sollte sie haben: die private Haftpflichtversicherung. Wer keine Police hat, dem droht im Schadenfall der Ruin. Die Stiftung Warentest empfiehlt preiswerte Angebote. Falsche Schadenmeldungen bei Versicherungen sind indes kein Kavaliersdelikt sondern Betrug, der zum lebenslangem Verlust des Schutzes führen kann.

Berlin - Es ist wieder die Zeit des Versicherungsbetrugs. Immer wenn ein teures neues Smartphone wie derzeit das I-Phone 8 auf den Markt kommt, registrieren Haftpflichtversicherer den auffälligen Anstieg von Schadenmeldungen bei Vorgängermodellen. Mancher kennt die fragwürdigen Tricks: Es wird zum Beispiel behauptet, man habe das Handy des Freundes aus Versehen vom Tisch gestoßen – und hofft dann, dass der eigene Versicherer dem Bekannten den Preis für das bisher genutzte Modell erstattet.

Solche Lügen sind kein Kavaliersdelikt, sondern Betrug. Kommt die Sache heraus, weil der Versicherer nachforscht, kann das sehr unangenehm werden. In jedem Fall aber riskiert man bei jeder verdächtigen Schadenmeldung, dass die eigene Haftpflicht-Police gekündigt wird. Das kann der Versicherer nach jeder Regulierung tun. Wer aber seinen Haftpflichtschutz verliert, hat oft Probleme, bei einem anderen Anbieter einen neuen Vertrag zu bekommen. Denn anders als bei der KFZ-Haftpflicht sind Versicherer nicht gesetzlich zur Annahme jedes Antragstellers verpflichtet.

Private Haftpflichtversicherung ist ein absolutes Muss

Damit droht wegen einer solchen Schummelei ein vielleicht lebenslanges Risiko. Denn die private Haftpflichtversicherung ist ein absolutes Muss. Sie tritt bei Schäden eintritt, die man anderen unbeabsichtigt zufügt. Wer nicht abgesichert ist, dem kann schnell der finanzielle Ruin drohen. Zum Beispiel, wenn man als Radfahrer einen Fußgänger schwer verletzt, beim Kochen einen Hausbrand verursacht oder die Kinder einen folgenschweren Schaden verursachen und man dafür haften muss.

Am besten ist eine umfassende Haftpflichtversicherung für die ganze Familie. Das muss nicht teuer sein. Die Stiftung Warentest hat aktuell 218 Tarife von 68 Anbietern verglichen und 59 Mal die Bestnote „Sehr gut“ verteilt. Preis-Leistungs-Sieger bei den Familien wurde die Schwarzwälder (Tarif Exclusiv Fair Play Direkt/10), die für nur 50 Euro im Jahr den günstigsten Note-1-Schutz für die ganze Familie bietet.

Mit dem erweiterten Tarif (Exclusiv Fair Play Direkt/20; 65 Euro) belegt die Schwarzwälder auch den zweiten Platz der Liste, gefolgt von Ostangler (Exclusiv Fair Play/10; 68 Euro), HUK24 (PH Classic+@PH Plus/50; 70 Euro) sowie Huk-Coburg Allgemeine (PH Classic +PH Plus/50; 73 Euro). Bei den Tarifen für Singles liegt ebenfalls die Schwarzwälder mit ihrem Angebot Fair Play 10 (43 Euro) im Preis-Leistungsvergleich vorn. Knapp dahinter kommt Axa (alternativ M/20; 45 Euro).

Viele Tarife liegen fast gleichauf

Viele sehr gute Tarife liegen im Test fast gleichauf. Details kann man in der aktuellen Ausgabe des Stiftungsmagazins „Finanztest“ (Heft 10/2017) nachlesen. Alle Testergebnisse sind auch online veröffentlicht (www.test.de/haftpflicht-zusatz). Die Stiftung Warentest bietet im Internet zudem kostenpflichtige Produktfinder an, mit denen man seinen Wunschtarif finden kann.

Die Berliner Verbraucherschützer nehmen Haftpflichtversicherungen regelmäßig unter die Lupe und stellen fest, dass die Angebote im Laufe der Jahre erheblich besser geworden seien. So habe sich die Versicherungssumme häufig auf mindestens 10 Millionen Euro verdoppelt und auch der Schutz für Schäden durch Flugdrohnen sei inzwischen gängig. Wer seine Police vor fünf Jahren oder länger abgeschlossen habe, sollte daher prüfen, ob es nicht mittlerweile bessere Angebote gibt, raten die Experten.

Toptarife waren vor zehn Jahren oft mehr als doppelt so teuer

Die Toptarife kosteten vor zehn Jahren zumeist noch mehr als doppelt so viel und umfassten weniger Schäden. Frühere Policen sichern zum Beispiel lediglich Personen- und Sachschäden nur bis zu zwei Millionen Euro ab. Im Zweifel sollte man beim Versicherer nachfragen. Millionenschäden sind zwar sehr selten, kommen aber vor, zum Beispiel bei größeren Beschädigungen von Bauwerken oder bei der aufwendigen Behandlung verletzter und womöglich dauerhaft behinderter Personen.

Die Stiftung Warentest hat für ihre Vergleiche schon vor elf Jahren einen Grundschutz definiert und seither nur Tarife aufgenommen, die diese Voraussetzungen erfüllen. So muss die Police zum Beispiel auch im Ausland oder bei Schäden an gemieteten Immobilien gelten. Immer mehr Anbieter haben seither ihre Tarife verbessert, um nicht mehr durchs Raster zu fallen und bessere Testnoten zu bekommen.