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Rudi Häussler könnte mit seiner Klage den Umbau der Mercedes-Benz-Arena vorläufig stoppen.

Stuttgart - Rudi Häusslers Versuch, den Umbau der Mercedes-Benz-Arena per Gerichtsbeschluss zu blockieren, hat bei Stadträten überraschtes Kopfschütteln ausgelöst. Allen Beteiligten droht derweil ein juristisches Hickhack, dessen Ergebnis von alles die Aufregung nicht wert bis zum vorläufigen Baustopp reichen kann.

Was der schneereiche Winter 2009/2010 nicht geschafft hat, versucht jetzt der Vaihinger Investor Rudi Häussler: den Zeitplan beim Umbau der Mercedes-Benz-Arena in ein reines Fußballstadion durcheinander zu wirbeln. Häussler führt an, " im Interesse der Eigentümer, Mieter und Werbepartner des Carl-Benz-Centers" zu handeln, indem er von den Stadionbauern per Zivilklage vorab zwei Millionen Euro Sicherheitsleistung für mögliche Schäden durch Lärm und Dreck fordert.

Im Blick hat er dabei den 17. Mai, jenen Termin, an dem voraussichtlich die Bautrupps anrücken sollen, um die in unmittelbarer Nähe zum Carl-Benz-Center gelegene Cannstatter Kurve abzureißen. Ob Martin Rau, Chef der von der Stadt und vom VfB Stuttgart getragenen Stadion Neckarpark GmbH, die Bagger wieder abbestellen muss, ist zumindest formal offen.

Wann Bagger anrücken, entscheidet der Richter

Die Häusslersche Klage, die am Montag das Landgericht Stuttgart erreicht hat, ist dort zwar noch nicht registriert. Gleichwohl folgt ein so genanntes Verfahren in der Hauptsache einem recht starren Zeitplan. "Die nächsten vier Wochen geschieht erst mal wenig", sagt eine Sprecherin des Landgerichts. "Bis es zur mündlichen Verhandlung kommt, können zwischen zwei und drei Monate vergehen." Das hängt unter anderem davon ab, ob die zuständige Kammer von der beklagten Stadion Neckarpark GmbH noch eine Stellungnahme verlangt. Theoretisch dürfte die Cannstatter Kurve also bis etwa Juni nicht abgerissen werden. Für die Stadionbauer käme dies einer Katastrophe gleich. "Unser Zeitfenster für Abriss und Neubau der Kurve beträgt ein Jahr", sagt Neckarpark-Sprecher Jörg Klopfer. "Viel Luft haben wir nicht."

Allerdings haben die Stadionbauer die Möglichkeit, sich trotz der Klage vorerst schadlos zu halten. Sie können während des laufenden Verfahrens versuchen, vor Gericht die Erlaubnis zum termingerechten Abriss zu erwirken. "In solchen Fällen muss ein Antrag gestellt werden, ein zuständiger Richter wägt dann ab und entscheidet", heißt es beim Landgericht. Beendet ist ein Rechtsstreit damit nicht. Unterlegene Partei sehen sich in ähnlich gelagerten Fällen später mit Schadensersatzforderungen konfrontiert.

Unterdessen stellen sich manche in Stuttgarter Rathaus die Frage, "was den Häussler geritten hat, vor Gericht zu ziehen". In den drei großen Gemeinderatsfraktionen herrscht allenthalben Kopfschütteln. Werner Wölfle, selbst im Aufsichtsrat der Stadion Neckarpark GmbH, ist "mehr als verwundert über die Ungeschicklichkeit" von Rudi Häussler. Große Chancen, Recht zu bekommen, räumt der Grünen-Sprecher dem Investor nicht ein. Ähnlicher Auffassung ist CDU-Fraktionschef Fred Stradinger. Womöglich könne Baubürgermeister Matthias Hahn noch vermittelnd eingreifen.

Hintergrund der Klage könnte seiner Ansicht nach sein, "dass die Mieter im Carl-Benz-Center Druck machen". Tatsächlich ist zu hören, dass die Buchungen der dortigen Tagungsräume überschaubar seien, ebenso die Auslastung der Veranstaltungshalle. Die SPD-Fraktionsvorsitzende Roswitha Blind hält Rudi Häussler für einen "klug kalkulierenden Geschäftsmann", der sich nicht von Emotionen leiten lasse. Soll heißen: Häusslers Ärger mit der Stadt um seine Vorhaben im Park der Villa Berg entlädt sich nun nicht als quasi Retourkutsche. "Die Stadt kommentiert den Vorgang nicht", sagt dazu Karin Lebherz, Sprecherin von OB Wolfgang Schuster.

Unmittelbar nach dem Heimspiel des VfB gegen den FSV Mainz 05 beginnen auf jeden Fall die Vorbereitungen für den Abriss der Cannstatter Kurve. Wann die Bagger anrücken dürfen, entscheidet der Richter.