An der Stadtmauer des Bockshofs soll die Brücke an die Altstadt andocken. Foto: Eberhardt Bewehrungsbau

Die Befürworter einer Hängebrücke zwischen dem neuen Aufzugtestturm und der Rottweiler Altstadt sehen mit Optimismus dem Bürgerentscheid am 19. März entgegen. Nun äußert sich das Landesdenkmalamt zum Vorhaben. Ist das Projekt damit gestorben?

Rottweil - Der geplante Bau einer Hängebrücke vom historischen Rottweiler Stadtkern zum neuen Aufzugstestturm der Firma Thyssen auf der anderen Seite des Neckartals stößt beim Landesdenkmalamt auf „erhebliche Bedenken“. Das sagte die Referatsleiterin des Landesamt für Denkmalpflege, Ulrike Plate, bei einer Bürgerinformation in der Rottweiler Stadthalle. Dort informierten sich am Donnerstagabend 700 Bürger über das Vorhaben. Am 19. März ist die Bevölkerung aufgefordert, über das auf sechs Millionen Euro taxierte Projekt eines privaten Investors abzustimmen.

Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung

Das Vorhaben verunklare die historische Stadtansicht, sagte Plate, die damit erstmals die Position ihrer Behörde öffentlich darlegte. Die im Mittelalter geschaffene topografische Situation mit ihrer imposanten Lage hoch auf dem Steilhang des Neckartals sei bis heute erhalten geblieben. Durch den Bau der Fußgängerbrücke an einer Stelle, an der es niemals einen Stadtzugang gegeben habe, werde „die historische Stadtbefestigung funktional ad absurdum“ geführt und wesentlich in ihrer historischen Aussagekraft beeinträchtigt. Zudem stünden in unmittelbarer Nachbarschaft des geplanten Einstiegs am Rottweiler Bockshof der Pulverturm und die Lorenzkapelle, die als „Kulturdenkmäler von besonderer Bedeutung“ eingruppiert seien und dadurch auch Umgebungsschutz genössen. Der dort befindliche ehemalige Gottesacker der Stadt, bisher eine „pietätvoll gestaltete Grünanlage“ werde zu einer „profanen Verkehrsfläche“ umgestaltet und sei damit „nicht mehr erlebbar“.

Der Planer Martin Kathrein erklärte hingegen, man benötige für das Brückenportal lediglich 70 Quadratmeter. „Das sind zwei Prozent des Bockshofs.“ Zudem könne durch eine unterirdische Verankerung der Brücke im Felsen auf einen großen Pylon wie bei anderen Hängebrücken verzichtet werden. „Das wird sehr filigran.“ Allerdings könnte das Landesdenkmalamt in diesem Fall möglicherweise auf einer vorherigen Grabung bestehen. Plate erklärte, dass im Untergrund des Bockshofs mit archäologischen Funden gerechnet werden müsse.

Befürworter liegen vorne

Gemessen am Applaus waren die Befürworter des Vorhabens bei der Bürgerversammlung deutlich in der Mehrheit. „Wir sagen Ja zur Hängebrücke“, sagte eine Sprecherin des Handels- und Gewerbevereins. Auch viele Bürger äußerten sich bei der Diskussion positiv. Der Oberbürgermeister Ralf Broß (parteilos) und sein Gemeinderat hoffen, dass die Brücke zusätzliche Besucher vom Testturm mit seiner mehr als 200 Meter hohen Aussichtsplattform umweltfreundlich in die Altstadt lotst. Experten rechnen mit einem Besucherplus von knapp 200 000 Menschen im Jahr. Bisher begrüßt die älteste Stadt Baden-Württembergs jährlich rund 1,2 Millionen Gäste.

Ob das Landesdenkmalamt mit seinen Einwänden die Pläne bei einem Ja der Bürger stoppen kann, wird sich im weiteren Verfahren klären. „Wir bringen die Bedenken vor, dann wird abgewogen“, sagte Plate. Dies ist am Ende die Aufgabe des Gemeinderats, dessen Entscheidung allerdings auch gerichtsfest sein muss. Entscheidend sei am Ende, ob das Denkmalamt die Beeinträchtigungen für „erheblich“ halte, sagte der Fachbereichsleiter für Bauen im Rottweiler Rathaus, Lothar Huber. „Dann wird es schwer für den Gemeinderat.“