Derart gut gefüllt mit Passanten ist die Calwer Passage heuer eher selten. Foto: Leserfotograf cfalex

Konzept für die Calwer Passage soll in einem Jahr stehen - Abriss kommt nicht infrage.

Stuttgart - Die Calwer Passage ist in die Jahre gekommen. Die Händler beschweren sich über schleichend sinkendes Niveau, hohe Mieten und zurückgehenden Kundenandrang. Der Eigentümer sucht nach einem attraktiven neuen Mieter für das architekttonische Aushängeschild.

 

Das Urteil fällt vernichtend aus. "Der Karren wird hier an prominenter Stelle an die Wand gefahren", sagt eine Händlerin, die ihr Geschäft am Calwer Platz hat. Die einstmals noble Adresse Calwer Passage leide. Es gebe Leerstände, häufige Mieterwechsel und wenige eingesessene Händler, mit deren hoher Miete man Geld verdiene. In der Mitte der Passage hat sich inzwischen ein Nagelstudio niedergelassen. Der Eigentümer, die Württembergische Lebensversicherung, äußere sich nicht. Der sei aber genauso gefragt wie die Stadt. Stattdessen gebe es nur noch kurzfristige Mietverträge, beklagt die Geschäftsfrau.

Nach wie vor eine der schönsten Passagen

Auch Thomas Kraft von der Loewe-Galerie ist skeptisch. "Wir sind seit 22 Jahren hier und haben schon bessere Zeiten erlebt", sagt er. Bis vor fünf, sechs Jahren habe die Passage gut funktioniert, aber inzwischen gebe es nicht einmal mehr ein Café, in dem sich die Leute aufhalten könnten. Viele ältere Verträge liefen 2012 aus, was dann passiere, wisse man nicht. Dabei sei die frühere 1-a-Lage "architektonisch nach wie vor eine der schönsten Passagen, die ich in Deutschland kenne", sagt Kraft. Fast wöchentlich kämen Architekturstudenten vorbei, um sie sich anzuschauen. "Diese Adresse hätte mehr Klasse verdient."

Beim Eigentümer ist man sich der Probleme durchaus bewusst. "Wir arbeiten derzeit an einem Konzept. Es soll in einem Jahr stehen", sagt Immo Dehnert, Sprecher der Württembergischen Lebensversicherung. An einen Verkauf der Passage mit ihren 15 Geschäften denke man derzeit nicht. Stattdessen sei "Dreh-und-Angel-Punkt die Frage, wer Ankermieter wird". Die Versicherung sucht ein attraktives Geschäft, das als Anziehungspunkt neue Kunden bringen kann. Wird der gefunden, ist ein Umbau der Passage wahrscheinlich. Derzeit wird ein Projektentwickler gesucht. Parallel dazu laufen Kundenbefragungen.