Die Zahl der Hackerangriff auf Firmen in Deutschland nimmt stark zu. Foto: dpa/Oliver Berg

Drei von vier Firmen sind von Hackerattacken und Datendiebstahl betroffen, die Angriffe nehmen rasant zu.

Berlin - Drei Viertel aller deutschen Unternehmen sind in den vergangenen zwei Jahren Opfer von Sabotage, Datendiebstahl oder Spionage geworden. Das erklärte Achim Berg, Präsident des Bitkom, am Mittwoch in Berlin. Der Digitalverband hatte eine repräsentative Umfrage unter 1000 Unternehmen in Auftrag gegeben.

 

Durch analoge und digitale Angriffe entstehen der deutschen Wirtschaft Schäden in Höhe von 102,9 Milliarden Euro pro Jahr. 2016/2017 waren es noch 55 Milliarden – die Zahl hat sich also fast verdoppelt. „Umfang und Qualität der Angriffe auf Unternehmen haben dramatisch zugenommen“, sagte Berg. „Die Freizeithacker von früher haben sich zu gut ausgerüsteten und technologisch oft sehr versierten Cyberbanden weiterentwickelt.“ 21 Prozent der betroffenen Unternehmen berichten, dass bei ihnen sensible Daten abgefischt wurden. Bei knapp der Hälfte hatten es die Täter auf Kommunikationsdaten wie E-Mails abgesehen. Auch Finanz- (26 Prozent), Mitarbeiter- (25 Prozent) und Kundendaten (23 Prozent) sind für die Kriminellen interessant.

Die Angriffe erfolgen auch vor Ort

Aber nicht nur digitale, sondern auch analoge Angriffe beschäftigen die Wirtschaft. So wurden bei jedem sechsten Unternehmen Dokumente, Bauteile oder Maschinen entwendet. Bei einem Drittel wurden gar IT- oder Telekommunikationsgeräte gestohlen.

Auch das sogenannte Social Engineering ist auf dem Vormarsch. Dabei versuchen die Kriminellen Mitarbeiter auszuspionieren, um so an vertrauliche Informationen wie Passwörter oder Finanzdaten zu kommen. Mithilfe der Passwörter könnten so in einem weiteren Schritt beispielsweise schädliche Programme auf den Firmenrechnern installiert werden.

Oft stecken ehemalige Mitarbeiter hinter den Angriffen

Bei den Tätern handelt es sich oft um frühere Mitarbeiter (33 Prozent). 38 Prozent der Angriffe gehen auf Einzeltäter oder Hobbyhacker zurück, 21 Prozent auf die organisierte Kriminalität, 20 Prozent auf konkurrierende Unternehmen und zwölf Prozent auf das Konto von ausländischen Nachrichtendiensten.

„Es besorgt uns, dass in dieser Hinsicht ausländische Nachrichtendienste auf dem Vormarsch sind“, sagte Michael Niemeier, der Vizepräsident des Verfassungsschutzes. „Man muss die Zahlen natürlich mit Vorsicht genießen, da es die Angaben der Unternehmen sind. Eine solche Tendenz können wir aber bestätigen“, so Niemeier weiter. Zwar kann die Herkunft der Angriffe nicht immer geklärt werden, doch verorten 28 Prozent der Betroffenen den Ursprung in Osteuropa. Russland ist mit 19 Prozent in der Statistik extra aufgeführt, China mit 27 Prozent auf Rang zwei.