Foto: Franziska Kraufmann

Das Porsche-Museum hat sich zum Publikumsmagnet entwickelt, was dem Gebäude allerdings sichtbar an die Substanz geht.

Stuttgart - Das Porsche-Museum hat sich zum Publikumsmagnet entwickelt, was dem Gebäude allerdings sichtbar an die Substanz geht. In den Bodenplatten zeichnen sich Risse ab, nun müssen sie Schritt für Schritt ausgetauscht werden - immer nachts und montags, wenn die Ausstellung geschlossen ist.

Die Schäden im Boden traten erstmals nach dem Eröffnungswochenende im Januar auf. Mehr als 6000 Besucher wurden gezählt, danach zeigten sich an zahlreichen Platten schwarz verlaufende Risse. Der beschädigte Bodenbelag sollte so schnell wie möglich ausgetauscht werden, versicherten die Firmensprecher damals. Bis heute aber ist der Schaden auf großen Flächen augenfällig.

"Für uns hat das Thema nicht die erste Priorität", sagt ein Sprecher des Unternehmens Porsche, "unsere Besucher finden die Linien momentan schön, weil die Platten damit an Marmor erinnern." Trotzdem wird die Marmorierung so nicht bleiben. "Der betroffene Boden wird ausgetauscht durch Platten in neuer Zusammensetzung", heißt es von Seiten des Sportwagenherstellers. Rot-weiße Bänder über einzelnen Fugen sind Beleg dafür, dass man sich mit dem Thema durchaus intensiv beschäftigt.

Hergestellt wurden die Bodenplatten von einer Firma mit Sitz in Augustdorf bei Bielefeld. Für das Porsche-Museum hatte sie den Belag entwickelt, der in Fachkreisen Cerastone crystal mit Glas-/Quarzdeckbelag genannt wird. Er leuchtet in edlem Weiß und unterstreicht die Eleganz des Gebäudes und der Exponate. Die Platten bestehen zu 85 Prozent aus zermahlenem Glas, sind öl- und benzinresistent. Was die Haarrisse verursacht hat, ist bisher ungeklärt.

In einem Fachmagazin der Raumausstatterbranche hat der Geschäftsführer der Firma zum Stuttgarter Problem Stellung genommen. Die Inanspruchnahme der Gewährleistung sei für die Firma nicht erfreulich, zitiert ihn das Blatt, allerdings stelle die Situation keine wirtschaftliche Gefährdung für seine Firma dar. Gegenüber unserer Zeitung wollte am Dienstag keiner der Geschäftsführer Stellung nehmen. Laut Angaben des Marketing-Leiters Mirco Schäpe aber habe man "Musterflächen" mit Bodenplatten in neuer Zusammensetzung entwickelt und beobachte diese.

Im Hause Porsche heißt es, die Beschaffenheit der neuen Platten sei bereits getestet, mit der Herstellerfirma habe man sich "geeinigt und eine akzeptable Lösung gefunden". Sicher sei, dass nicht die gesamte Ausstellungsfläche der oberen Museumsstockwerke ausgewechselt werden müsse, sondern nur ein Teil der 5000 Quadratmeter großen Fläche sanierungsbedürftig sei.

Über die Kosten schweigt sich der Sportwagenhersteller aus. Man habe mit der Bodenbelagsfirma vereinbart, dazu keine Stellung zu nehmen. Laut Porsche gibt es aber keinen Rechtsstreit zwischen den beiden Vertragspartnern.

"Auf keinen Fall muss das Museum wegen der Sanierung geschlossen werden", sagt der Porsche-Sprecher. Das Museum verkrafte "einen Besucherrekord nach dem anderen" und könne sich eine Schließung daher nicht erlauben. Während die Museumsleitung anfangs mit 200.000 Besuchern pro Jahr gerechnet hatte, sind nun, im siebten Monat nach der Eröffnung, schon 300.000 Gäste aus aller Welt gezählt worden - der viertelmillionste Besucher kam aus Japan. Laut einer repräsentativen Bürgerumfrage des Statistischen Amts der Stadt Stuttgart stößt die Ausstellung neben dem Mercedes-Benz-Museum mit insgesamt 74 Prozent auf die größte Zustimmung unter den kulturellen und städtischen Einrichtungen.

Deshalb werden die Fliesen Stück für Stück immer nachts und montags, wenn das Museum ohnehin seinen Schließtag hat, ausgewechselt. Die Belagsfirma habe damit im Frühjahr begonnen, der Abschluss der Sanierung steht noch nicht fest.