Arne Holz (Skispringer), Lada Pusch (Rhythmische Sportgymnastik) und Felix Netzer (Leichtathletik/Hammerwerfen) besuchen das Gustav-Stresemann-Gymnasium. Foto: Özalp

Bei einem Festakt wird das Gustav-Stresemann-Gymnasium in Fellbach zur ersten „Eliteschule des Sports“ im Rems-Murr-Kreis ernannt.

Lada Pusch vom TSV Schmiden hat bei den deutschen Meisterschaften der Rhythmischen Sportgymnastik in diesem Jahr zwei Bronzemedaillen gewonnen. Skispringer Arne Holz vom SC Degenfeld gehört zum Nachwuchskader des Deutschen Skiverbands und Felix Netzer von der Spvgg Rommelshausen/LA Kernen war bei den baden-württembergischen Meisterschaften U18 im August Dritter im Hammerwurf. Alle drei besuchen das Gustav-Stresemann-Gymnasium in Fellbach-Schmiden, das junge Leistungssportlerinnen und -sportler seit vielen Jahren fördert und unterstützt. Am Donnerstag verleiht Kultusministerin Theresa Schopper der Bildungsanstalt offiziell als erster Schule im Rems-Murr-Kreis den Titel „Eliteschule des Sports“.

 

Spitzensport und Schulabschluss

Aufgabe von Eliteschulen ist es, sportliche Spitzenleistungen im Erwachsenenalter vorzubereiten, entsprechend den Fähigkeiten einen optimalen Schulabschluss zu ermöglichen und die Entwicklung junger leistungssportlich ambitionierter Sporttalente zu unterstützen. Aber auch dabei zu helfen, die Doppelbelastung aus Anforderungen in der Schule und den Ansprüchen im Leistungssport zu bewältigen. Das Gustav-Stresemann-Gymnasium mit Sportprofil hat alles das schon lange in seiner DNA.

Bereits der Einführung von Eliteschulen im Jahr 1997 gab es ein loses System von Schulen, die sich Partner einzelner Sportarten und Bundesstützpunkte nannten. Seit 1985, der Gründung des Bundesstützpunkts für Rhythmische Sportgymnastik in Fellbach-Schmiden, fungierte das GSG als dessen Partnerschule. Und als zehn Jahre später schließlich der „Verbund der Partnerschulen des Olympiastützpunkt Stuttgart“ ins Leben gerufen wurde, gehörte das GSG natürlich auch ganz offiziell dazu. Die Ernennung – und der Aufstieg – zur Eliteschule des Sports sei somit das Ergebnis „einer Menge Herzblut, vieler Schweißperlen und einer herausragende Motivation aller Beteiligten“, sagt Daniel Meier, der Rektor des GSG.

Das Gustav-Stresemann-Gymnasium wird zur Eliteschule des Sports: ( von links) Arne Holz (Skispringer), Lada Pusch (Rhythmische Sportgymnastik), Rektor Daniel Meier, Claudia Vögele, Abteilungsleiterin Sportkoordination, und Felix Netzer (Leichtathletik). Foto: Eva Herschmann

Claudia Vögele, seit sechs Jahren die Abteilungsleiterin Sportkoordination für alle Kaderathletinnen und -athleten, strahlt mit den Medaillen um die Wette, die auf dem Tisch liegen. Und die Erfolge der Sportler strahlen auch auf die Schule aus, die mit Schulzeitstreckungen, Befreiung von Unterrichtsstunden oder Nachschreibeklausuren die besten Voraussetzungen für die sportlichen Talente schafft. Die Aufnahme in den Kreis der Eliteschulen des Sports, sei deshalb „Ruhm und Ehre für uns und Anerkennung unserer Arbeit“, sagt Schulleiter Meier. „Und natürlich auch Ansporn daran, weiterzuarbeiten und den Sport zu fördern.“

Die jungen Sportlerinnen und Sportler wissen das Entgegenkommen der Schule schon vor der offiziellen Ernennung als Eliteschule zu schätzen. „Hier wird uns die Möglichkeit zum optimalen Training geboten“, sagt Lada Pusch, die von einer Schulzeitstreckung der Kursstufe von zwei auf drei Jahren profitiert hat und 2027 ihr Abitur machen will. Ohne die Schulzeitstreckung, sagt die 17-Jährige, die bei den Europameisterschaften 2025 in Tallinn den siebten Platz mit den Keulen belegte, sei das Training, das für Leistungen auf höchstem Niveau notwendig sei, gar nicht machbar. Felix Netzer, 16 Jahre, der fünfmal pro Woche trainiert, nickt zustimmend. „Es ist eine extreme Erleichterung, dass ich in Abstimmung mit der Schulleitung für Wettkämpfe und Lehrgänge freigestellt werde.“

Die Noten bleiben im Blick

Das Ganze geschehe immer mit Blick auf die Noten, sagt Claudia Vögele. „Das heißt nicht, dass wir, wenn bei einer oder einem die Noten schlechter werden, etwas verbieten, aber wir schauen dann, dass wir ihnen die nötige Unterstützung anbieten.“ Fast ein Viertel des Lehrerkollegiums engagiere sich in der Nachhilfe und Lernförderung in der Kursstufe, so Claudia Vögele. „Und alle tragen die Absenzen mit.“ Die Betroffenen schätzten das und schöpften im Rahmen ihrer zeitlichen Möglichkeiten das Maximum aus.

Das zeige schon die Tatsache, dass in den vergangenen sechs Jahren, in denen sie verantwortlich die Sportkoordination leite, zehn Leistungssportlerinnen, überwiegend vom benachbarten Bundesstützpunkt für Rhythmische Sportgymnastik, erfolgreich ihr Abitur bestanden hätten, darunter Margarita Kolosov, die Olympiavierte von den Spielen in Paris im vergangenen Jahr. „Man merkt, dass das alles ehrgeizige Leistungssportler sind“, sagt Daniel Meier anerkennend. Er kenne auch kaum einen Sportler, der schlecht in der Schule sei, erklärt Felix Netzer grinsend.

Abfuhr für Furtwangen

Weil am GSG der Leistungssport einen hohen Stellenwert hat, hat sich Arne Holz bewusst für das Gustav-Stresemann-Gymnasium entschieden – und gegen das Skiinternat in Furtwangen, das sein älterer Bruder Janne besucht und auch der Fellbacher Julian Hillmer, die beide ebenfalls für dem SC Degenfeld erfolgreich von Skischanzen springen. „Außerdem kenne ich die Lehrer und fühle mich einfach wohl hier“, sagt der 16-Jährige aus Waiblingen, der dreimal in der Woche nach Degenfeld zum Training auf der Schanze fährt und zweimal in der Woche in den Kraftraum geht.