Der Küchenchef Ben Benasr versteht es, in seinen Gerichten traditionelle und weltoffene Einflüsse zu mixen. Foto: factum/Granville

Zwei Jahre nach dem ersten Michelin-Stern erweitert die Gutsschenke am Monrepos ihr Angebot und setzt wieder vermehrt auf traditionelle Speisen. Die Leibspeise des Sternekochs Benasr gibts trotzdem nicht.

Ludwigsburg - Wer schon immer mal einen Zwiebelrostbraten von einem Sternekoch essen wollte, kann dies nun in der Gutsschenke am Schloss Monrepos tun. Das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant fährt seit März zweigleisig: Neben der „Fine Dining“ genannten Sterneküche gibt es nun auch eine neue Klassikerküche, die traditionelle schwäbische Gerichte wie Rinderroulade, Schweinebäckchen oder eben den Rostbraten anbietet. „Viele Gerichte unserer neuen Karte sind traditionell, aber mit einer persönlichen Note interpretiert“, sagt der Küchenchef Ben Benasr.

Der Sternekochist gebürtiger Tunesier und mit den Aromen Nordafrikas und des Orients groß geworden. Der 37-Jährige ist aber auch ein großer Fan der schwäbischen Küche. Für seinen kreativen Mix aus traditionellen und weltoffenen Einflüssen gab es im Jahr 2016 den ersten Michelin-Stern, 16 Punkte im Gault Millau folgten 2017. Und für Benasr war das noch nicht das Ende der Fahnenstange: Er möchte sich seinen zweiten Stern erkochen.

Weniger Sterneküche, mehr Traditionsgerichte

Das neue Konzept dürfte Benasr dies erleichtern, denn das Angebot der Sterneküche wurde verkleinert: statt 14 Tischen gibt es nur noch sechs Tische, die vormaligen bis zu drei Menüs wurden auf eines abgespeckt, das der Gast jedoch in Varianten von vier bis sieben Gängen wählen kann.

Auf der anderen Seite gibt es jetzt mehr Tische für Freunde der eher traditionellen Küche. Das Restaurant wurde um das Wappenzimmer im historischen Meierei-Gebäude des Seeschlosses erweitert und bietet jetzt insgesamt 80 Plätze im Innern sowie 50 Plätze auf der Sonnenterrasse. Zum neuen Konzept gehört auch ein Lunch-Angebot: Mittags können Gäste Klassiker à la carte bestellen, abends ist dann auch die Sterneküche geöffnet.

Offenbar hat manchem Stammgast die Neuausrichtung nicht gefallen

„Wir wollen auch jene Gäste abholen, die an regionaler Küche interessiert sind“, sagt Marcos Angas, der stellvertretende Direktor des benachbarten Schlosshotels Monrepos. Offenbar hat manchem Stammgast die Neuausrichtung der Gutsschenke, die mit dem Pächterwechsel 2014 begann, nicht gefallen. Damals hatte die Familie Finkbeiner von der Traube Tonbach in Baiersbronn das Traditions-Restaurant übernommen und gehörig umgekrempelt. 2016 kam dann Benasr als Küchenchef und holte gleich den ersten Michelin-Stern für das Restaurant im Besitz des Hauses Württemberg, den er auch2017 halten konnte. Zuvor hatte er im Landhaus Stricker auf Sylt gekocht. Seine Ausbildung absolvierte er auf Schloss Weitenburg im Neckartal, es folgten Praktika bei großen französischen Köchen wie Pierre Gagnaire oder dem Jahrhundertkoch Joël Robuchon in Monaco.

Zum neuen Konzept gehört deswegen ein erweitertes gastronomisches Angebot, das vom Kiosk über einen Biergarten, der Klassikerküche bis hin zur Sterneküche reicht. Für jeden Geldbeutel soll etwas dabei sein. In der Tat sind die Preise der Klassiker-Karte mit beispielsweise 28 Euro für einen Rostbraten leicht überdurchschnittlich – dafür sind die Speisen auf hoher kulinarischer Qualität. Die regionale Karte ändert sich alle sechs Wochen und geht mit den Jahreszeiten. Den schwäbischen Klassiker Linsen mit Spätzle und Saitenwürstle wird man aber vergeblich darauf suchen – und das, obwohl es Benasrs Leibspeise ist.