Wir wollen unsere Weinmacher ja nicht schlecht machen, auch hier gibt es ganz hervorragende Trollinger. Ein Exemplar aus Südtirol hat unseren Weinkolumnisten aber total begeistert! Der Vernatsch von Manincor.
Mythen beim Wein sind noch schwieriger zu widerlegen als bei Stuttgart 21. Die Römer hätten den Weinbau nach Württemberg gebracht, hält sich zum Beispiel hartnäckig, es waren aber die Mönche. Die Römer brachten die Liebe zum Wein. Ein weiterer ist der gute Tirolinger, also Trollinger, der aus Tirol ins Land gebracht worden sei. Klingt gut, da in Südtirol auch heute noch Trollinger wächst, der Vernatsch heißt, ist aber falsch.
Vernatsch und Trollinger sind gute Verwandte
Die Sorte kam schon mit slawischen Siedlern ins Land, den Tirolinger bekam er wohl aus PR-Zwecken, weil der Wein aus Südtirol im Trend war. Wie auch immer: Der Vernatsch und der Trollinger sind gute Verwandte! Und erwiesenermaßen die gleiche Rebsorte. Weshalb es auch schon öfter zu Versuchen gekommen ist, die Weine zu vergleichen. Etwa beim deutschen Trollinger Summit oder auch beim Vernatsch-Cup. So richtig gefunden haben sich beide Länder noch nicht, immerhin: in der Jury der Südtiroler sitzen auch viele Trollinger-Trinker.
Fakt ist aber: Südtirol ist eines der beliebtesten Urlaubsziele für Deutsche, weil das mit der Sprachumstellung einfach ist. Und deshalb lässt sich der Wein gut vermarkten. Also haben die Südtirolinger früh damit angefangen, auf anspruchsvolle Sorten umzustellen – und den Trollinger sehr stark reduziert. Während der Schwabe sich mit solchen Maßnahmen immer ein bisschen schwerer tut. Erstens war das immer unsere Leitsorte! Zweitens rodet man nicht, was immer noch Ertrag abwirft. Genau diesem Gedanken wollte unsere Runde nun einen Wein entgegenstellen, der zum Nachdenken anregen dürfte. Der Keil ist ein Vernatsch, der unter den Klassikern als der beste bewertet worden ist. Der Ertrag wurde hier drastisch reduziert (was beim Trollinger nicht so leicht ist!), das Ergebnis ist dafür umso faszinierender: Eine wunderbare Kirschnote hat dieser Wein, die Leichtigkeit und Eleganz eines guten Trollingers, dazu eine leicht rauchige Note nach gerösteten Mandeln. Ein Traum! Ein großartiger Beweis dafür, dass der Tirolinger durchaus eine Zukunft hat.
Das Urteil der Weinrunde
Holger Gayer Der kommt dem perfekten Trollinger nah: fein, elegant, Kirsch-Aroma und lebhafte Säure. Da passt alles, wie bei Rainer Wachtstetters Trollinger.
Kathrin Haasis Ja, in dieser Version macht der Trollinger richtig Spaß. Mit diesen Röstaromen und dennoch einer fruchtigen Eleganz. Ziemlich fein.
Harald Beck Keine Frage, die Südtiroler können Vernatsch. Wobei dieser einer der ganz feinen Art ist. Manch schwäbischer Wengerter mag sich ein Beispiel nehmen.
Der Keil, Kalterer See, Classico Superiore DOC, 17,90 Euro, Tenuta Manincor, Südtirol, www.manincor.com