Wein aus dem Norden Griechenlands: die Geschwister Vasiliki und Efthy haben in Fellbach ihr Handwerk gelernt. Foto: Domaine Apostolidi/privat

Kathrin Haasis trinkt griechischen Wein und bereut nichts. Die Geschwister Vasiliki und Efthymis Apostolidi haben ihr Handwerk in Fellbach bei Rainer Schnaitmann und den Aldingers gelernt. Ihr Malagousia schmeckt wie Urlaub in Griechenland.

Chrysoupoli - Der Auslandsaufenthalt gehört für Winzer heute zum Standard. Die Ausbildung außerhalb des elterlichen Betriebs zu machen war schon immer Tradition. Grenzen zu überschreiten ist für die Winzer deshalb wohl naheliegend – abgesehen davon, dass es im Ausland hervorragende Tropfen und viel zu lernen gibt. Christian Dautel und Jens Zimmerle waren im Burgund, die Brüder Hansjörg und Matthias Aldinger in Südafrika, Moritz Haidle in Kalifornien. Meistens haben sie noch den Herbst in anderen Weinbaugebieten mitgenommen. Um nicht nur alteingesessene Betriebe zu nennen: Olympia Samara und Hannes Hofmann vom Weingut Roter Faden machten im österreichischen Burgenland, Kalifornien und Frankreich Station, bevor sie sich in Vaihingen an der Enz niederließen.

Griechischer Wein besticht durch ganz eigene Sorten

Mittlerweile geht die Reise auch in die andere Richtung. Die griechischen Jungwinzer Efthymis Apostolidi und seine Schwester Vasiliki absolvierten zunächst ein Praktikum bei Kessler-Sekt in Esslingen, bevor dann der eine bei den Aldingers und die andere bei Rainer Schnaitmann in die Lehre ging. Griechischer Wein hat einen noch schlechteren Ruf als der Württemberger, was in beiden Fällen längst nicht mehr angebracht ist. Aber für viele Leute klingt er so klebrig und unerträglich wie der Schlager. Dabei hat der mit Harz versetzte Retsina nicht wirklich viel mit Wein zu tun. Die Griechen versuchten zunächst, ihr Image durch den Anbau internationaler Sorten aufzupolieren, weil die eigenen kaum jemand jenseits der Landesgrenzen aussprechen konnte. Aber die Kehrtwende wurde dann doch geschafft. Xynomavro, Agiorgitiko oder Assirtiko und Robola sind zu schöne Namen, um verloren zu gehen.

Efthymis Apostolidi und Vasiliki verhelfen auf ihrem Bioweingut im Norden des Landes, das sie vom Vater Ioannis übernommen haben, auch der beinahe ausgestorbenen Sorte Malagousia zu neuem Glanz. Der aromatische Weißwein ist fruchtig und würzig zugleich, hat Noten von Pfirsich, Aprikose und Orange, erinnert an Thymian, Jasmin – und an den letzten Griechenlandurlaub jenseits von Massentourismus und Retsina.

Das Urteil der Weinrunde: 

Holger Gayer Der Wein ist frisch, fruchtig, hat eine knackige Säure und schöne Kräuteraromen. Der passt nicht nur zu Gyros, sondern grundsätzlich gut zu uns.

Harald Beck Ein würzig-fruchtiger Weißer mit dezenter Säure. Das Weingut könnte locker ein Anlaufpunkt für den nächsten Griechenlandurlaub werden.

Michael Weier Das ist das Schöne an den griechischen Weinen: Sie sind authentisch. Dieser hat auf jeden Fall gut Säure, viele Kräuter und noch mehr Charakter.

Malagousia Single Vineyard 2020, 13,90 Euro, Domaine Apostolidi, domaineapostolidi.gr, zu beziehen über the-winehouse.de