Ein Herbst wie aus dem Bilderbuch: Weinberge des Weinguts Berthold bei Neckarsulm Foto: Weingut Berthold

Württemberg bietet immer wieder Wein-Überraschungen. Dieses Mal ist Michael Weier in Neckarsulm fündig geworden. Das Weingut Berthold macht einen günstigen und guten Rotwein, der eine Empfehlung wert ist.

Ich habe Blut geleckt. Nachdem zuletzt das Weingut Schönbrunn für mich eine solche Entdeckung war, habe ich nun ganz genau nachgeschaut. Und festgestellt, dass es noch viel zu entdecken gibt in unserem Anbaugebiet. Zum Beispiel das Weingut Berthold aus dem schönen Ort Neckarsulm, den ich bisher nur als Heimat von Audi und Lidl kannte. Eigentlich hätte man schon früher auf diesen Namen stoßen können, denn Vater Hermann war 18 Jahre lang in Weinsberg beschäftigt, bevor er den Schritt in die Selbstständigkeit machte. Eine gute Entscheidung, immerhin stellt er mit seiner Frau Brigitte und fünf Kindern schon eine ordentliche Lesemannschaft auf die Beine.

Eine Weinkönigin unter den Töchtern

Und diese Kinder sind auch allesamt mit dem Wein vertraut, Tochter Elisabeth zum Beispiel war mal Weinkönigin. Sohn Ludwig hat den Ausbau der Weine übernommen, Theresia, Georg und Ursula verbindet ebenfalls die Liebe zum Wein. Gut, von Stuttgart aus hätte man das Weingut dennoch übersehen können, doch es gibt ja auch noch die Weinführer. Als Erstes tauchen aufstrebende Betriebe in der Regel im Buch von Gerhard Eichelmann auf, so war das auch beim Weingut Berthold – kurz vor Corona. Zuletzt dann wurde der Betrieb auch vom „Gault Millau“ gewürdigt, bei der Zeitschrift „Selection“ ist Ludwig Berthold der Jungwinzer des Jahres. Und spätestens mit dieser Häufung ist klar: Das Weingut ist auf einem sehr guten Weg.

Qualität der Weine auf einem neuen Niveau

Der Austausch innerhalb der Familie scheint auf jeden Fall recht gut zu funktionieren. Sohn Ludwig treibt die Qualität der Weine auf ein neues Niveau, der Rest der Truppe steht ihm dabei aber zur Seite. Fast alle haben ordentliche Ausbildungen in der Branche. Gerhard Eichelmann hat dies mit einem jährlichen Anstieg auf mittlerweile zweineinhalb von fünf Sternen gewürdigt. Was ein Weingut kann, zeigt sich ja meist bei den einfachen Weinen, auch die müssen gut gemacht sein. Wie der Basis-Lemberger mit seinen wunderbaren Kirscharomen. Das ist ein Tropfen, mit dem ein Weingut perfekt Werbung machen kann. Ein Meisterstück in dieser Preisklasse.

Das Urteil der Weinrunde: 

Holger Gayer Michael Weier hat recht: Der Wein ist sehr klar gemacht, erinnert in seiner Kirsch-Schoko-Aromenkombi an Mon Chérie und ist richtig rund.

Kathrin Haasis Über solche Entdeckungen kann man sich doch freuen: Jeder liebt einen Lemberger, der so schmeckt und so günstig ist!

Harald Beck Trinkt sich unkompliziert, dieser überaus nette Lemberger. Aber irgendwie wäre beim ganzen Rundsein etwas Aufregung auch ganz schön.

2020er Lemberger, zwei Sterne, 7,50 Euro, Weingut Berthold, Reutweg 4, 74172 Neckarsulm, Telefon 0 71 32 / 3 71 17. www.weingut-berthold.de