Schwaben hinterlassen in der ganzen Welt ihre Spuren. Zum Beispiel die Familie Takler, die einst nach Ungarn umsiedelte.
Mein erster Handballtrainer, der Hannes, war der erste Mensch, der mir über den Weg gelaufen ist, der selbst Wein gemacht hat. Er hat Trauben gekauft und in seinem Haus in Oeffingen alles selbst gemacht. Über den Geschmack dieses Roten mag ich nicht urteilen. Wir Jungen haben natürlich probiert, aber unser Urteilsvermögen in Sachen Wein war damals sicher leicht eingeschränkt. Aber das Getränk war süffig und ob seiner Wirkung gefürchtet. Der Trainer war ein sogenannter Donauschwabe. Die Habsburger haben in Ungarn Menschen aus dem süddeutschen Raum angesiedelt, um das Land nach der Verwüstung durch die osmanischen Kriege wieder aufzubauen.
Die Taklers gehören ebenfalls zu diesem Schlag. Ich weiß nicht, ob sie auch was von Handball verstehen, aber vom Weinmachen tun sie es definitiv. Seit dem 18. Jahrhundert sind sie laut ihrer Chronik damit beschäftigt. Anders als die Familie meines Trainers Hannes sind sie nach dem Zweiten Weltkrieg in Ungarn geblieben. Nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs Ende der 1980er Jahre war Ferenc Takler dann einer der Ersten, der selbstständig in den Weinbau einstieg, 1997 feierten ihn die Ungarn als Weingut des Jahres. Wie ein typischer Schwabe scheint er zu schaffen, hat eine Villa gebaut, betreibt ein Hotel samt Restaurant, auf 85 Hektar dehnt sich der Betrieb aus. Inzwischen sind seine beiden Söhne eingestiegen. Und da ich mit meinem Trainer beim Handball in Ungarn war, kann ich sagen: Die Gegend lohnt sich.
Kékfrankos ist der ungarische Lemberger
Der Wein allein wäre schon die Anfahrt von neun Stunden wert: Die Taklers haben sich auf die Fahne geschrieben, die klassischen Sorten in Ehren zu halten, vor allem den Kékfrankos. Womit wir beim nächsten verbindenden Punkt sind: Kékfrankos ist ein anderer Name für Lemberger. Ihrer ist günstig, bietet aber sehr viel – vor allem viel Frucht mit feinem Brombeeraroma. Er ist schön pfeffrig und bringt das typische Aroma von Waldboden mit. Oder, wie ich gelesen habe: einen Hauch von Herbstblättern.
Das Urteil der Weinrunde:
Kathrin Haasis: Das ist für mich ein sonniger Lemberger, angenehm fruchtig, gleichzeitig erdig, hintenraus recht pfeffrig und obendrein wunderbar günstig. Habe sofort gegoogelt, ob ich dem Weingut nicht einen Besuch abstatten sollte.
Holger Gayer: Das ist ein in jeder Hinsicht schwäbischer Lemberger aus Ungarn: Er riecht und schmeckt nach dunklen Beeren, Waldboden und hat eine knackige Säure. Der Wein und das Weingut kommen auf den Zettel für Entdeckungen.
Service
Takler Kékfrankos 2023, 6,90 Euro, Weingut Takler in Szekszárd, Telefon +36 30 / 228 04 83. www.takler.com