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Gutachter rekonstruieren tödlichen Unfall auf der A 81, bei dem ein 26-Jähriger ums Leben kam.

Rottweil - Die Nacht ist klar. Der Mond scheint hell auf die verlassene A 81 herunter. Es ist kurz vor Mitternacht, als sich auf der Autobahn zwischen Oberndorf und Rottweil ein Szenario wiederholt, bei dem vor rund einem Monat ein 26 Jahre alter Mazda-Fahrer von einem Erlkönig aus dem Hause Daimler erfasst wird und stirbt. Doch in dieser Nacht ist kein Leben in Gefahr.

Beamte der Rottweiler Polizei und ein von der Staatsanwaltschaft beauftragter Gutachter rekonstruieren auf der gesperrten Autobahn den fürchterlichen Autounfall. Den extra herbeigeschafften Mazda - das gleiche Modell wie in der Unfallnacht - stellen die Beamten quer auf die Fahrbahn. Auch die Fahrzeuge der Ersthelfer werden zur Simulation am Seitenstreifen geparkt, das Warnblinklicht eingeschaltet.

Wer noch das Schreckensbild des 23.April vor Augen hat, glaubt an ein DéjÕ-vu, denn es naht aus Richtung Oberndorf kommend der Erlkönig - selber Prototyp, selbe Beleuchtung, anderer Fahrer. Drin sitzt der Gutachter der Staatsanwaltschaft, der nun genau ermittelt, ob überhaupt und wann der Testfahrer die Unfallstelle hätte erkennen müssen. Um das Ergebnis nicht zu verfälschen, haben die Gutachter beinahe einen Monat lang gewartet.

"Die Mondphase und die Witterungsverhältnisse mussten annähernd dieselben sein", betont der Rottweiler Polizeisprecher Ulrich Effenberger. Deshalb habe das Gutachten bisher auch auf sich warten lassen.

Vier Stunden lang dauert die Rekonstruktion. Immer wieder fährt der Gutachter auf die ungesicherte Unfallstelle zu. Testet aus, zu welchem Zeitpunkt der Mazda im Sichtfeld des Fahrers erscheint, wie groß der Lichtkegel der Scheinwerfer ist, schätzt den Bremsweg und den Platz zum Ausweichen ab. Damit kein weiterer Autofahrer zu Schaden kommt, ist die A 81 zwischen den Anschlussstellen Oberndorf und Rottweil gesperrt.

Während Polizei und Staatsanwaltschaft dabei sind, den Unfallhergang nachzuvollziehen, schweigt der 52-jährige Testfahrer noch immer. Der Erlkönig war nach der Kollision mit dem Mazda 250 Meter weit geschleudert worden, hatte sich überschlagen und war auf dem Dach liegen geblieben. Gegen den Fahrer ermittelt die Polizei wegen fahrlässiger Tötung. Dass das Ergebnis des Gutachtens Einfluss auf das bislang auf der Strecke nicht bestehende Tempolimit nehmen könnte, verneint der Polizeisprecher: "Es geht in erster Linie darum, zu klären, ob die Unfallstelle für den Testfahrer hätte erkennbar sein müssen." Das Gutachten wird für die kommenden Wochen erwartet.