Für eingemachtes Obst brauchte man im Osten nicht mal eine Küche Foto:  

Dass man mit dem DDR-Kultgerät WM 66 Obst einkochen kann, ist seit dieser Woche auch im Westen bekannt – der Wissenslücke von CDU-Politiker Wolfgang Bosbach im Promi-Special der RTL-Quizshow „Wer wird Millionär?“ sei Dank. Aber wie funktioniert das eigentlich?

Stuttgart - Die DDR ist die Wiege der Multifunktionsgeräte. Jahrzehnte bevor Telefone fotografieren, Autos vorlesen und Kühlschränke einkaufen konnten, gab es dort Waschmaschinen, die sich auch in der Küche nützlich machten. Dass man mit dem DDR-Kultgerät WM 66 Obst einkochen kann, ist seit dieser Woche auch im Westen bekannt – der Wissenslücke von CDU-Politiker Wolfgang Bosbach im Promi-Special der RTL-Quizshow „Wer wird Millionär?“ sei Dank. Aber wie funktioniert das eigentlich?

Anders als moderne Waschmaschinen heizt, wäscht und pumpt die WM 66 nicht selbstständig. Der Teilautomat, der seit 1966 vom Band lief, braucht noch nicht einmal einen Wasserzulauf. Das Wasser wird per Hand in den Wäschebehälter eingefüllt, die Temperatur manuell geregelt. Die Öffnung für die Wäsche ist oben, der Behälter ist unten flach und dreht sich per Wellenrad um die eigene Achse.

Um Obst einzuwecken, stellt man die geschlossenen Einmachgläser in den Wäschebehälter und gibt so viel Wasser zu, dass es bis etwa zwei Zentimeter unter dem Glasdeckel steht. Danach lässt man die Maschine das Wasser auf die gewünschte Temperatur heizen. Die variiert je nach Obstsorte und Rezept. Bei Äpfeln sind es zwischen 80 und 90 Grad, bei Pfirsichen etwa 75 Grad. Rund 30 Minuten muss man diese Temperatur halten – beim Urmodell der WM 66 manuell mit Hilfe einer Temperaturanzeige. Der Nachfolger M 0600L regelt das automatisch.

Der Wäschebehälter verharrt in seiner Position. Nur wenn wer den Regler aus Versehen auf „Waschen“ stellt, bekommt man kein eingekochtes Obst, sondern Mus.