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Die Geschichte klingt durch und durch amerikanisch. Ein mittelloser Prediger ist beseelt vom Ideal der guten Tat. Er gründet Waisenhäuser und Werkstätten und wird schließlich zu einem der bedeutendsten Industriepioniere des 19. Jahrhunderts.

Die Geschichte klingt durch und durch amerikanisch. Ein feuriger, aber mittelloser Prediger ist beseelt vom Ideal der guten Tat. Er schart Mitstreiter um sich, gründet Waisenhäuser und Werkstätten, wird schließlich zu einem der bedeutendsten Industriepioniere des 19. Jahrhunderts. Um seine Sozialeinrichtungen zu finanzieren, gründet er "christliche Fabriken" und stellt dort von Ackergeräten über Möbel bis zu Papiermaschinen alle möglichen Produkte her.

Die Rede ist von Gustav Werner (1809 - 1887), doch die Geschichte spielt nicht in Amerika, sondern in Reutlingen. Der Theologe und Unternehmer ist eine der großen Persönlichkeiten des Landes, und sein Werk lebt bis heute fort: Die Bruderhaus-Diakonie ist eine der führenden Sozialeinrichtungen im Südwesten und betreut mehrere Tausend alte, kranke und behinderte Menschen in 14 Landkreisen.

Das Heimatmuseum Reutlingen widmet Werners Leben und Werk nun eine Ausstellung (bis 25. Oktober, täglich außer montags). Am kommenden Wochenende findet auf dem Reutlinger Marktplatz außerdem das Bruderhaus-Diakonie-Festival statt.

Einer von Werners jungen Ingenieuren hieß übrigens Gottlieb Daimler. Nach einer Krise organisierte der die Produktion in den Betrieben neu und begegnete einem gewissen Wilhelm Maybach, der als Waisenkind im Bruderhaus aufgewachsen war. Später wurde Maybach dann Direktor der Daimler-Motoren-Gesellschaft und hatte maßgeblichen Anteil an der Entwicklung des Autos. Aber das ist eine andere schwäbische Erfolgsgeschichte...

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