Im neuen Guinness-Buch stehen ganz schön skurrile Rekorde. Nick Stoeberl hat es beispielsweise mit seiner 10,1 Zentimeer langen Zunge in das Buch gebracht. Foto: Guinness World Records

Höher, schnller oder weiter reicht schon lange nicht mehr aus: Witzig und schrill, eklig und extrem muss es auf der Jagd nach Rekorden sein. Das Ziel für viele Anwärter bleibt nach wie vor ein Guinness-Eintrag.

Höher, schnller oder weiter reicht schon lange nicht mehr aus: Witzig und schrill, eklig und extrem muss es auf der Jagd nach Rekorden sein. Das Ziel für viele Anwärter bleibt nach wie vor ein Guinness-Eintrag.

Hamburg - Man kann es anpeilen wie Andre Ortolf, der in Augsburg mit Clogs an den Füßen 55 Seilsprünge in einer Minute schaffte. Man kann auch Pech haben wie Lottie Williams aus den USA, die als erster Mensch von Weltraumschrott getroffen wurde, oder wie ihr Landsmann Nick Stoeberl, dessen Zunge ganze 10,1 Zentimeter lang ist. Und selbst eine Katze wie Alley, die der Amerikanerin Samantha Martin gehört, ist nach ihrem 1,82 Meter weiten Sprung nicht davor gefeit: Sie alle stehen im neuen Guinness-Buch der Rekorde - gemeinsam mit echten Stars und dem berühmtesten Selfie der Welt.

Der Däne Karsten Maas zeigte bei der Vorstellung der deutschen „Guinness World Records 2015“-Ausgabe am Mittwoch in Hamburg, wie es auch geht: mit dem von ihm geschaffenen längsten benutzbaren Golfschläger (4,37 Meter) schlug er ein paar Bälle - und findet sich ebenfalls in der Superlative-Sammlung wieder. Es ist der Band zum 60. Jubiläum - das erste Buch erschien 1955 in Irland.

Seitdem gelangen Rekordjäger mit den verrücktesten Ideen und ausgefallensten Versuchen so zu bisweilen fragwürdigem Ruhm. Mehr als 132 Millionen Guinness-Bücher sollen weltweit bis heute verkauft worden sein.

Ob die 561,4 Meter lange Kette aus 6448 zuckrigen Berlinern, die in der Hauptstadt (wo sie Pfannkuchen heißen) zum 30. Geburtstag des Friedrichstadt-Palasts hing, oder die größte Sammlung von Bügeleisen (1238 Einzelstücke) und Polizeimützen (2290 unterschiedliche): Mit ungewöhnlichen Ideen sicherten sich auch wieder deutsche Rekordjäger einen Eintrag. Mehr als 1000 Anfragen seien eingegangen, heißt es im Buch, 121 wurden als Rekorde anerkannt. „Deutschland hat erneut seinen Platz unter den besten zehn Rekordbrecher-Ländern verteidigt, sowohl bei den Anfragen als auch bei erfolgreichen Rekorden.“

Katy Perry hält den Twitter-Follower-Rekord

Es sind die üblichen Kategorien, in denen das Buch Superlative präsentiert und Staunen, Kopfschütteln oder Ekel auslöst: etwa die fruchtbarste Mutter, die im 18. Jahrhundert in Russland 27 mal schwanger war, oder die längste Ehe eines US-Paares, die bis zum Tod 86 Jahre und 290 Tage hielt; die meisten in 30 Sekunden in die Nase ein- und wieder ausgeführten Nägel (zwölf) oder das schwerste mit einem Haken durch Nase und Mund gezogene Fahrzeug (ein 983-Kilogramm-Auto mit zwei Frauen darin); die meisten in einer Minute verspeiste Sahnetörtchen (16) oder in drei Minuten verschlungene Hamburger (elf).

Doch es gibt auch neuere Rubriken wie das Internet, in dem vor allem wirkliche Stars zu finden sind - allerdings auch Rekorde, die schon schnell wieder überholt sein können.

In die neue Ausgabe schaffte es etwa die US-Moderatorin Ellen DeGeneres mit ihrem Selfie von der Oscar-Verleihung 2014 - neben ihr sind unter anderem Jennifer Lawrence, Brad Pitt und Julia Roberts auf dem Foto - als am meisten retweetete (weiterverbreitete) Twitter-Nachricht.

Sängerin Katy Perry wird mit den meisten Twitter-Followern genannt, ihre Kollegin Shakira mit den meisten „Gefällt-mir“-Angaben auf Facebook.

Zwischen der Munchkin Lilieput (der mit 13,34 Zentimetern kleinsten Katze), dem hochrangigsten Pinguin (Königspinguin Sir Nils Olav wurde 2005 zum Ritter geschlagen), den am längsten getrennt lebenden Zwillingen (die sich nach 77 Jahren und 289 Tagen trafen) und dem kleinsten Wohnwagen (2,39 Meter lang, 1,53 hoch und 0,79 breit) schauen die Macher zurück auf alte Bestmarken - manche davon bestehen bis heute.

Während der Preis für die teuerste Weinflasche, der in der Erstausgabe des Buches umgerechnet etwa zehn Euro betrug, heute beim 7500-fachen liege, behaupte sich der Filmklassiker „Vom Winde verweht“ (1939) noch immer als der Streifen mit dem höchsten Einspielergebnis. Damals seien es umgerechnet 105 Millionen Euro gewesen, schreibt „Guinness World Records“, „inflationsbereinigt kommt man heute jedoch auf einen Wert von 2,46 Milliarden Euro“.