Die Moschee der Türkisch-islamischen Union Ditib in Köln. Foto: dpa

Weil sie sich nicht an dem geplanten Friedensmarsch in Köln beteiligen wollen, fordert Baden-Württembergs Justizminister Guido Wolf das Ende der Zusammenarbeit mit dem Islam-Dachverband Ditib. Kabinettskollege Manne Lucha hält dagegen.

Stuttgart - In der grün-schwarzen Regierung gibt es weiterhin unterschiedliche Meinungen über den Umgang mit dem umstrittenen Islam-Dachverband Ditib. Nach Ansicht von Justizminister Guido Wolf (CDU) sollte das Land die Zusammenarbeit beenden. Sein Kabinettskollege Sozialminister Manne Lucha (Grüne) hält dagegen.

Wolf nahm in den Zeitungen „Heilbronner Stimme“ und „Mannheimer Morgen“ (Samstag) Bezug auf die Entscheidung von Ditib, sich nicht an diesem Samstag an dem in Köln geplanten Friedensmarsch von Muslimen gegen islamistischen Terror zu beteiligen. „Die bedingungslose Ächtung von Terrorismus ist ein Grundkonsens in unserer Gesellschaft“, sagte Wolf. Wer hieran nur den geringsten Zweifel aufkommen lasse, stelle sich politisch und gesellschaftlich ins Abseits. „Die Antwort darauf kann nur sein, jede Zusammenarbeit mit Ditib, auch hier in Stuttgart, zu beenden.“

Auch türkisch-islamisch Gemeinde kritisiert Ditib

Im Südwesten nimmt Ditib am Runden Tisch der Religionen teil. Integrationsminister Lucha verteidigte die Zusammenarbeit. „Die Ditib-Vertreter in Baden-Württemberg gehören überwiegend gerade nicht zu den Hardlinern innerhalb der Ditib in Deutschland“, erklärte er. Wer ein Ende der Zusammenarbeit fordere, müsse sich darüber klar sein, dass er damit die liberalen Kräfte in der Ditib massiv schwächen und die radikalen Kräfte stärken würde.

Die Absage der Teilnahme des Ditib-Bundesverbandes an der Demonstration in Köln ist aber auch für Minister Lucha „vollkommen unverständlich“. „Gerade jetzt, in der für Muslime so bedeutsamen Zeit des Ramadan, hätte Ditib gemeinsam mit vielen anderen muslimischen Organisationen ein deutliches Zeichen gegen Terrorismus und Gewalt und für Frieden und gesellschaftlichen Zusammenhalt setzen können.“

Das Vorgehen des Ditib-Bundesverbandes stößt allerdings auch in den eigenen Reihen auf Kritik. „Wir sind mit der Entscheidung des Dachverbands nicht unbedingt einverstanden“, sagte etwa der Vereinsvorsitzende der türkisch-islamischen Gemeinde in Mannheim, Bilal Dönmez, dem „Mannheimer Morgen“ (Samstag-Ausgabe).

Wegen des Einflusses der türkischen Behörden steht die Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) wiederholt in der Kritik. Der Moscheeverband gilt als größter Zusammenschluss von Moscheegemeinden in Deutschland.