Der Streik der Lokführer hat im Güterverkehr begonnen. Foto: dpa

Die neunte Streikrunde der Lokführer hat begonnen. Sollte der Personenverkehr an Pfingsten auch ausfallen, erwarten Verkehrsexperten Staus und volle Straßen im Südwesten. Wirtschaftsminister Nils Schmid kann die Lokführer-Streiks nicht mehr nachvollziehen.

Stuttgart - Trotz Vermittlungsversuchen bis zur letzten Minute haben die Lokführer bei der Deutschen Bahn bundesweit ihre neunte Streikrunde begonnen. Auch im Südwesten startete der Streik im Güterverkehr am Dienstag um 15 Uhr. „Einzelne Güterzüge stehen still“, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn am Nachmittag. „Aber natürlich bewegt sich noch was.“ Mannheim sei als Rangierbahnhof für den Güterverkehr im Südwesten bedeutend, aber auch der Güterbahnhof in Kornwestheim im Kreis Ludwigsburg. Es gebe neben der Bahn noch viele Eisenbahnverkehrsunternehmen im Güterverkehr.

Die Personenzüge sollten laut Ankündigung der Gewerkschaft GDL ab Mittwochnacht um 2.00 Uhr ebenfalls bestreikt werden. Das Ende des Arbeitskampfes hat die Gewerkschaft bewusst offen gelassen und will es erst 48 Stunden vorher bekanntgeben. Am Dienstagvormittag nahmen die Gewerkschaft GDL und die Deutsche Bahn noch einmal Gespräche in Frankfurt am Main auf. Bis zum Nachmittag blieb unklar, ob und wie lange gestreikt wird.

Nils Schmid kann Streiks nicht mehr nachvollziehen

Der baden-württembergische Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) sagte, er könne die Lokführer-Streiks nicht länger nachvollziehen. „Ich habe volles Verständnis und große Sympathie für den Kampf um bessere Löhne und Arbeitsbedingungen - in diesem Fall scheint es aber im Kern um Machtfragen zu gehen“, sagte er mit Blick auf die Gewerkschaft der Lokführer. Damit spielte er darauf an, dass die GDL auf einen eigenen Tarifvertrag für ihre Mitglieder pocht.

Die Bahn will aber unterschiedliche Tarifverträge mit der GDL und der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) für ein und dieselbe Berufsgruppe vermeiden. Schmid unterstrich, es sei unverantwortlich, diesen Kampf auf dem Rücken der Menschen auszutragen, die existenziell auf die Bahn angewiesen sind. Der Arbeitskampf sei eine schwere Belastung für Pendler und Unternehmen.

Die Deutsche Bahn hat für die nun neunte Streikrunde wieder einen Ersatzfahrplan erarbeitet. Demnach sollten etwa ein Drittel der Fernzüge, 70 Prozent der Güterzüge und zwischen 15 und 60 Prozent der Nahverkehrsverbindungen fahren.

Extrabelastung für den Straßenverkehr

Der geplante Lokführerstreik im Personenverkehr dürfte den Reiseverkehr über Pfingsten deutlich ausbremsen. „Das ist eine Extrabelastung“, sagte der Sprecher des Auto Club Europa (ACE), Constantin Hack, in Stuttgart. „Natürlich verursachen die Autofahrer, die umsteigen müssen, noch längere Staus.“

Autofahrer müssten sich auf volle Straßen am Wochenende einstellen. „Auf der A8 in den Ballungsräumen Stuttgart und München wird es wieder extrem.“ Hack rät deshalb, antizyklisch in den Urlaub zu fahren - zum Beispiel nachts oder am Sonntag, wenn Lkw nicht auf der Autobahn fahren dürfen.

Nicht nur die Lokführer wollen streiken: Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) rief die Busfahrer der Freiburger Gesellschaft „Südbadenbus“ (SBG) am Dienstag erneut zu Warnstreiks auf. Die Beschäftigten sollen in Freiburg, Waldshut, Villingen und Radolfzell von Donnerstag um 4.00 Uhr bis Freitag um 3.00 Uhr die Arbeit niederlegen. „Dadurch kann es massive Störungen des Berufs- und Schülerverkehrs geben“, teilte die EVG am Dienstag mit. Hintergrund sind die ergebnislosen Tarifverhandlungen mit dem Arbeitgeber Deutsche Bahn Regio AG seit Anfang Februar.