Der Schweizer Markus Zgraggen organisiert bei der BLS Cargo AG Umleitungsstrecken für Züge. Foto: BLS Cargo AG

Markus Zgraggen, Produktionsleiter beim Schweizer Güterverkehrsunternehmen BLS Cargo, bringt Züge an ihr Ziel.

Bern - Der Mann, der Ordnung ins Zugchaos bringen muss, steht um Viertel nach vier auf. „Das macht mir nichts aus“, sagt Markus Zgraggen, der Produktionsleiter bei BLS Cargo AG, einem Güterverkehrsunternehmen mit Sitz in Bern, „Hauptsache es läuft wieder.“ 140 Züge schicken die Schweizer jede Woche über die Rheintalstrecke. Aber seit dort wegen der Baustelle nichts mehr geht, muss er mit seinem Team nach Aus- und möglichen Umwegen suchen.

„Am Anfang blieben unsere Züge erst mal stehen, sie waren über ganz Europa abgestellt“, erzählt Zgraggen. Doch oberste Priorität war es, die Fracht der Kunden an ihr jeweiliges Ziel zu bringen. „Unsere Disposition begann sofort, die Züge umzurouten.“ Zunächst sei einiges über Frankreich transportiert worden, später auch über Singen. Im Normalfall hat sein Team rund einen Monat Vorbereitungszeit, um die Fahrt eines Zuges quer durch Europa zu organisieren. Aktuell muss das binnen 24 Stunden erledigt werden.

Gut die Hälfte der Züge ist wieder unterwegs

Die Planer bei BLS Cargo machen Überstunden, sitzen an den Wochenenden im Büro und selbst die Schweizer Armee hat sich hilfsbereit gezeigt. Ein Mitarbeiter, der als Reservist für ein paar Wochen eingezogen worden war, durfte zurück in die Firma, um sein Team in der Ausnahmestation zu unterstützen. „Das ist alles maßgeschneiderte Handarbeit, angepasst auf die Bedürfnisse der Kunden“, sagt Zgraggen. Der 49-Jährige hat streckenkundige Lokführer von Drittdienstleistern engagiert, steht in ständigem Kontakt mit den Task Forces der DB Netze und anderen Eisenbahnunternehmen und lässt nicht locker, bis genügend Strecken bestellt und gebucht sind. Und das mit Erfolg: gut die Hälfte der Züge ist wieder auf Achse, teilweise allerdings mit Verspätungen.

Die große Herausforderung sei es, den Arbeitstakt noch bis zum 7. Oktober durchzuhalten, dann soll die Sperrung beendet sein. „Ich wundere mich sehr, dass die Reparatur so lange dauert“, sagt der Produktionsleiter. Er rechnet mit einem Verlust in Millionenhöhe für seine Firma. „So eine lange Unterbrechung gab es noch nie.“

Zwiegespalten blickt Zgraggen auf den Tag, an dem wieder alles über die Rheintaltrasse rollen soll. „Einerseits sind wir froh, dass die Strecke bald wieder offen ist. Andererseits wird es sehr anspruchsvoll, wieder alles zurückzudrehen, was wir mühsam während der Bauzeit eingetaktet haben.“