Der Neckarpark in Bad Cannstatt von oben Foto: Stadtvermessungsamt/StN-Grafik Lange

Nach zehn Jahren Planung entsteht auf dem Gelände des früheren Güterbahnhof ein Wohngebiet.

Stuttgart - Der Tag der offenen Tür an diesem Sonntag (11 bis 17 Uhr) rückt im Neckarpark vor allem die Sportstätten in den Blick. Doch Sport - das ist nicht alles. Auf dem Gelände am Wasen kann nach langer Wartezeit ein Wohngebiet entstehen. Daimler und Porsche prüfen zudem einen neuen oder erweiterten Auftritt.

Das Gelände zwischen dem Neckar und den Cannstatter Gleisanlagen ist eines der größten Entwicklungsgebiete in der Stadt. 22 Hektar misst die Fläche des früheren Güterbahnhofs zwischen Daimler-, Mercedes- und Benzstraße. Schon 1988 hatte sie, mit Blick auf die Bewerbung der Region Stuttgart für die Olympischen Spiele 2004, Interesse gezeigt. Nach über 100 Jahren Bahnbetrieb kaufte die Stadt die alten Gleise und Lagerhallen im Jahr 2001. OBWolfgang Schuster (CDU) hatte die Faszination Olympia wiederbelebt, Stuttgart seinen Wettkampf um die nationale Olympia-Ausscheidung für die Spiele 2012 begonnen und plante ein Athletendorf. Die Bahn erhielt für ihren alten Güterbahnhof 40,6 Millionen Euro.

1. Auf dem Weg zum Wohnort
Das gloriose Scheitern von Stadt und Region ist längst Geschichte. Nach zehn Jahren zäher Planungszeit will die Kommune einen Wohnungs-Schwerpunkt schaffen. Die planerischen Vorarbeiten sind nahezu erledigt, die Auseinandersetzung im Gemeinderat und dessen Unterausschuss Neckarpark über maximal 400 oder um die 650 Wohnungen ist es leider noch nicht. Weil der Lärm vom Wasen dröhnt, könnten sich neue Bewohner (die alten übrigens auch) Ruhe einklagen. Den Lärmschutz sollen Gebäude -entlang der Mercedesstraße bringen.

2. Platz für Gewerbe und Hotels
Den Auftakt der Bebauung soll ein Dienstleistungszentrum an der Daimlerstraße geben. Die Münchner Firma Doblinger plant an der Ecke Daimler- und Reichenbachstraße Büros, das Deutsche Rote Kreuz in der Nähe ein Gebäude für Generationenwohnen. Kurz vor dem Abschluss steht laut städtischer Wirtschaftsförderung der Verkauf eines Grundstücks, das von der Daimler- bis zum Abzweig Benzstraße reicht. Bis zu vier Hotelblöcke mit bis zu 1000 Zimmern sind dort vorgesehen. Insgesamt sollen im Neckarpark anstelle des Güterbahnhofs zur Abschirmung des Wohnteils 65.000 Quadratmeter Gewerbefläche entstehen. Das ist viel. Der jährliche Umschlag an Gewerbeflächen im Bezirk liegt bei rund 10.000 Quadratmetern.

3. Die Benzstraße wird verlegt
Zur Neuordnung des Gebiets zählt auch, der sich eng um die Schleyerhalle windenden Benzstraße eine neue Richtung zu geben. Das Asphaltband soll künftig so viel Abstand zur Halle halten, dass dazwischen eine große Aktionsfläche möglich wird. Hier könnten zum Beispiel für das Hallen-Reitturnier Zelte, bei Hauptversammlungen Produktschauen aufgebaut werden.

4. Das große Sportbad als Ergänzung
Der Sport findet heute im Neckarpark mit runderneuerter Mercedes-Arena, dem neuen Leichtathletikstadion Festwiese sowie der kleinen Scharrena unter der Stadion-Tribüne ein vielfältiges Angebot. Was fehlt, ist das Thema Wasser. Wenn die Benzstraße ihren neuen Knick erhält, ist auch dafür Platz. Auf der früheren Straßenfläche und einem heutigen Parkplatz neben dem Gelände von Rot-Weiss Stuttgart soll das Sportbad mit 50-Meter-Becken gebaut werden. Der Gemeinderat soll dafür Planungsmittel bewilligen.

5. Grün statt Gleisen und alten Hallen
Attraktives Wohnen setzt auch Erholungsflächen voraus. Ein Quartierspark soll sich laut Planung von der Daimlerstraße quer in Richtung Bahngleise erstrecken. Das Wohngebiet zwischen den verlegten Benzstraße und den Gleisen würde von diesen durch Lärm schluckenden Grünzug getrennt.

6. Der neue Anlauf beim Thema Bildung
Ein Mitmach-Museum zum Thema Mobilität hat OB Schuster schon vor Jahren gefordert. Bei den Haushaltsberatungen 2009 musste der Chef der Stadtverwaltung seine Pläne zurückstellen. Die Vorstellung, Kinder und Jugendliche stärker für Technik begeistern zu können, gab er nicht auf. Nun könnte Porsche sich bei Planung, Bau und Betrieb des Hauses engagieren. Schuster hofft auf eine Zusage bis zum Jahresende. Dass gleichzeitig, allerdings in städtischer Regie, das Planetarium (bisher im Schlossgarten) neu entsteht, ist für ihn gesetzt. Als Kosten waren dafür zuletzt zwölf Millionen Euro genannt worden. Im Neckarpark könnte nicht nur Porsche seine Position stärken, auch Daimler hat ein Eisen im Feuer.

7. Noch mehr Leuchtkraft für den Stern
15,9 Millionen Euro bezahlt Daimler für bisherige Sportflächen zwischen seiner Einfahrbahn, der Mercedesstraße und seinem spektakulären Museumsbau. Wegen der Wirtschaftskrise lag die Weiterentwicklung der Mercedes-Welt (Stichwort: Classic-Zentrum) auf Eis. Nun herrscht Tauwetter. Im Rathaus hofft man auf eine Richtungsentscheidung bis zum Jahresende.