Sie kämpfen für den Schulgarten des Geschwister-Scholl-Gymnasiums: Peter Haas und Rainer Knust (von links). Foto: Caroline Holowiecki

Neubau oder Sanierung – ganz Sillenbuch diskutiert seit Jahren über das Geschwister-Scholl-Gymnasium. Im April könnte die Marschrichtung feststehen. Doch einige befürchten, dass über eine Sache einfach hinweggetrampelt wird: den Schulgarten.

Sillenbuch - Rote, schwarze und weiße Johannisbeeren, Brom- und Jostabeeren: Die kann man bei diesem Schmuddelwetter freilich noch nicht von den Ästen zupfen. Wer aber wissen will, wie man die Stauden stutzt, damit sie im Sommer reichlich Obst tragen, kann das beim Schnittkurs des Obst- und Gartenbauvereins Riedenberg (OGV) am Samstag, 24. Februar, lernen. Der findet einmal mehr im Schulgarten des Geschwister-Scholl-Gymnasiums (GSG) statt. Nicht nur Beeren gedeihen dort. Auf der Streuobstwiese können Schüler und Lehrer Mirabellen, Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Kirschen und Nüsse sammeln, in den Beeten, wo bereits erste Frühblüher ihre Köpfchen aus der Erde recken, gibt es im Sommer Gemüse und Kräuter, während sich im Teich und im Moorbeet allerhand Getier breitmacht.

1991 ist das 2500-Quadratmeter-Areal in der Schere zwischen Kemnater und Richard-Schmid-Straße angelegt worden. Seither haben Hunderte Mädchen und Jungen in der Garten-AG gelernt, wie man harkt, sät, pflegt, erntet und Marmelade herstellt, außerdem haben sie Nistkästen überwacht, Molche beobachtet und Insektenhotels gebastelt. Doch damit könnte bald Schluss sein, befürchtet Peter Haas.

Vielfältiger Unterricht im Freien

Er war bis zum Sommer am Gymnasium Lehrer, hat die Garten-AG aufgebaut und geleitet, bevor jüngst zwei Kolleginnen die Aufgabe übernommen haben. Der 64-Jährige betont den Wert für den vielfältigen und lebensnahen Unterricht. „Immer weniger Schüler haben Artenkenntnis“, weiß er. Doch das Open-Air-Lernen wackelt. Seit Jahren schon wird diskutiert, ob das marode GSG im Bestand saniert und erweitert oder an anderer Stelle neu gebaut wird. Die Region soll bis April festlegen, ob ein Grundstück weiter freigehalten werden muss oder für den Neubau zur Verfügung stünde.

So oder so: Peter Haas sieht den Schulgarten in Gefahr. Er befürchtet, dass bei einem Abriss des Bestandsgebäudes der Garten unter die Räder kommt. Und auch im Fall einer Sanierung sieht er schwarz. Die Verwaltung hat im vergangenen Jahr mehrere Varianten erarbeitet, favorisiert aber jene, die einen schlauchartigen Anbau entlang der Richard-Schmid-Straße vorsieht, der weit in den jetzigen Garten hineinreicht. In der Vorlage der Verwaltung vom Mai 2017 wird „Verkleinerung oder Verlegung des Schulgartens“ sogar explizit als Nachteil benannt. „Es gibt keine Bestandsgarantie, der Schulgarten war nie ein Kriterium“, moniert Peter Haas.

Lebenserhaltende Bedeutung für den OGV

Auch Rainer Knust, den früheren Vorsitzenden des OGV Riedenberg, treibt die Sorge um, dass der Garten, der Jahrzehnte bis zur jetzigen Qualität gebraucht hat, plattgemacht wird. Der Club war von Anfang an in den Aufbau und die Pflege der Grünfläche involviert, Rainer Knust spricht heute von einer „Naturoase“ und einem „Traum für Schüler“. Und nicht nur für die. Auch für den OGV hat der Garten eine fast schon lebenserhaltende Bedeutung. „In Riedenberg gibt es keinen Hausgarten mehr, alles nur Koniferen und weißer Kies“, sagt der 74-Jährige. „Das ist der Rest, und der gehört erhalten“, fügt er hinzu, denn der Schulgarten sei der letzte und einzige Ort, an dem der OGV seinem ureigenen Vereinszweck nachkommen könne. „Das ist die letzte Oase“, wiederholt er.

Peter Haas betont, dass es ihm nicht nur um künftige Schülergenerationen geht, sondern um alle Menschen im Bezirk. Denn „welchen Wert der Garten für das Stadtklima hat, dieser Gedanke fehlt in der Diskussion“.

Am Samstag, 24. Februar, beginnt um 14 Uhr der Beerensträucher-Schnittkurs in Theorie und Praxis. Die Veranstaltung des Obst- und Gartenbauvereins Riedenberg (OGV) steht jedermann offen.

Treffpunkt ist der Eingang des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, Richard-Schmid-Straße 25. Teilnehmer werden gebeten, Rebscheren mitzubringen.