Eine 23-jährige Inderin war im Dezember in einem Bus entführt, vergewaltigt und so stark verletzt worden, dass sie zwei Wochen später daran starb. Jetzt wurde das Strafmaß festgesetzt. Foto: dpa

Im Prozess um die Vergewaltigung einer 23 Jahre alten Studentin in Indien sind die vier volljährigen Angeklagten als Mörder zum Tod verurteilt worden.

Neu Delhi - Die vier volljährigen Vergewaltiger und Mörder einer 23 Jahre alten Studentin in Indien sind zum Tod verurteilt worden. Richter Yogesh Khanna erklärte bei der Urteilsverkündung am Freitag, es sei ein „bestialisches Verbrechen“, welches das Bewusstsein der Gesellschaft erschüttert habe. Er folgte damit dem Antrag der Staatsanwaltschaft.

Die Verteidiger der 19 bis 26 Jahre alten Männer hatten Haftstrafen gefordert - einer der jungen Männer brach nach dem Urteilsspruch tränenüberströmt zusammen. Der Bruder des Opfers sagte, seine Schwester wollte die Männer bei lebendigem Leib brennen sehen. „Jetzt kann ihre Seele in Frieden ruhen.“ Die vier Männer hatten mit zwei weiteren Tätern die 23-jährige Inderin im Dezember in einem Bus in Neu Delhi entführt, nacheinander vergewaltigt und unter anderem mit einer Eisenstange so stark verletzt, dass sie zwei Wochen später daran starb.

Tat löste Debatte über Gewalt gegen Frauen aus

Das äußerst grausame Verbrechen an der Studentin hatte ganz Indien aufgeschreckt und zu wochenlangen Protesten gegen Sexualstraftaten geführt. Auch am Freitag standen wieder Demonstranten vor dem Gerichtsgebäude und forderten den Strang für die Vergewaltiger.

Am Dienstag hatte der Richter die Männer bereits des Mordes, der Gruppenvergewaltigung, Entführung und zahlreicher anderer Straftaten für schuldig befunden. Nun verkündete er das Strafmaß. Die Todesstrafe ist in der indischen Justiz nur in den „seltensten der seltenen Fälle“ vorgesehen.

Urteil ist noch nicht rechtskräftig

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, die Verteidiger wollen Berufung einlegen. Der Fall könnte durch zwei weitere Instanzen gehen, dann ist außerdem ein Gnadengesuch beim Präsidenten möglich.

Die Todesstrafe ist in Indien laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International im vergangenen Jahr 78 Mal verhängt worden. Hunderte Menschen stehen derzeit auf der Todesliste. Hingerichtet wird allerdings kaum noch, zuletzt 1995, 2004 sowie 2012 und 2013.

Einer der Täter vom 16. Dezember wurde erhängt in seiner Gefängniszelle aufgefunden. Ob es Mord oder Selbstmord war, ist noch nicht geklärt. Beteiligt war auch ein Jugendlicher, der Ende August die Höchststrafe von drei Jahren Jugendarrest erhielt.

Im Gerichtssaal konnten die vier Männer aus armen Verhältnissen dem Prozess über große Strecken gar nicht folgen, weil sie kein Englisch beherrschen und keinen Übersetzer zur Seite gestellt bekamen, was in Indien nicht unüblich ist. Der Antrag der Verteidiger, die mehr als 1000 Seiten lange Anklageschrift in Hindi übertragen zu lassen, war abgewiesen worden. Auch die Familie des Opfers beschwerte sich über das Sprachproblem: „Wir verstehen überhaupt nicht, was vor sich geht.“

Richter: Strafe soll abschrecken

Die vier Männer arbeiteten vor ihrer Verhaftung als Taxifahrer, Hilfsschaffner, Fitnessstudio-Mitarbeiter und Obstverkäufer. Die meisten von ihnen waren in die Hauptstadt zugezogen, sie lebten zusammen in einem Slum. Richter Khanna erklärte im Urteil, auch ein Signal an andere senden zu wollen. „In diesen Zeiten, in denen immer mehr Verbrechen gegen Frauen begangen werden, müssen die Strafen auf diese Täter sehr abschreckend wirken.“ Gerichte dürfte bei solchen grausamen Straftaten nicht wegsehen.

Das Asiatische Zentrum für Menschenrechte ACHR hingegen glaubt nicht, dass das Urteil andere Täter abhalten könnte. Obwohl im Jahr 2004 ein Mann aus dem Bundesstaat Westbengalen für die Vergewaltigung und den Mord an einem Mädchen gehängt wurde, sei die Anzahl der Übergriffe auf Frauen danach gestiegen.