Die beiden Zirkusdirektorinnen Verena Berndt (links) und Susanne Haug Foto: Barbara Scherer

Seit 20 Jahren gibt es die Zirkusgruppe Ratz Fratz für Kinder. Im Oktober startet die neue Show.

Vor Kurzem hat der Turnverein RSK 125 Jahre Bestehen gefeiert. Dabei hatten die Ratz-Fratz-Kinder einen großen Auftritt, stellten sie doch alle im Verein praktizierten Sportarten beim TSV RSK spielerisch, künstlerisch und athletisch auf der Bühne dar. Der Auftritt beim Festakt zusammen mit der Jazztanzgruppe Jazzis und der Kinderturngruppe im TSV RSK vor vielen lokalen Prominenten und dem Esslinger Oberbürgermeister Matthias Klopfer war ein Höhepunkt. Danach ging es in die trainingslose Zeit. Erst im Oktober startet das Training für die neue Show mit Namen „Welt der Magie“.

 

Zirkus unterstützt die kindliche Entwicklung

Der Kinderzirkus Ratz Fratz, das sind 60 bis 80 Kinder im Alter von sieben bis zwölf Jahren. Die Kernklientel stellen die Kinder der Klassen 2 bis 4. Jüngere sind dabei, wenn ihre Mütter betreuend mit vor Ort sind, ältere Kinder fungieren als Helfer und Helferinnen. Die Ursprünge der Manegenkids liegen an der Grundschule Sulzgries, in der dortigen Sporthalle wird auch trainiert. Die Fäden in der Hand halten die beiden Zirkusdirektorinnen Susanne Haug und Verena Berndt. Haug ist Grund- und Hauptschullehrerin und staatlich geprüfte Motopädin. Sie weiß um den „psychomotorischen und pädagogischen Mehrwert“ des Zirkus. Verena Berndt ist Übungsleiterin für Turnen sowie Fitnesstrainerin. Sie sagt: „Im Zirkus findet jedes Kind sein Plätzchen“. Und Haug betont: „Zirkus trägt sehr viel zur kindlichen Entwicklung bei.“ Der Zirkus Ratz Fratz ist ein so genannter Erzählzirkus – ein Cirque du Soleil für Kinder, wie Haug umschreibt. Jede Produktion hat ein Motto, einen roten Faden, anhand dessen eine Geschichte erzählt wird.

Auch die Clownerie gehört zum Repertoire. Foto: offenesauge.de

Von Oktober bis April, jeweils donnerstags von 16 bis 17.30 Uhr wird trainiert und die kommende Show eingeübt. Neue Kinder bewerben sich auf die Aufnahme in den Zirkus. Nicht immer können alle aufgenommen werden, immer landen ein paar auf einer Warteliste. Die Neueinsteiger beginnen in der Zirkus-Schule zunächst mit der Grundlagenarbeit. Danach arbeiten sie in selbst ausgesuchten Disziplinen weiter. Trainiert und geübt wird in den klassischen Zirkusdisziplinen Jonglage, Hochseil, Vertikaltuch, Trampolin, Akrobatik, Trapez, Einrad fahren, Clownerie, Tanzsack, Hobbyhorsing, Rope Skipping und anderes mehr. Im zweiten Jahr wird nach dem Schnuppern in einer Disziplin intensiver gearbeitet – idealerweise mit einem Betreuungsschlüssel 1:5. Jede Gruppe erarbeitet eine Zirkusnummer für die nächste Aufführung. An jeder Produktion sind bis zu 20 Personen beteiligt: Übungsleiter und- Übungsleiterinnen, Schulkinder, Eltern, Handwerker, Musikerinnen, Künstler und Zirkuspädagogen.

Zirkus biete Kindern Möglichkeiten, ihre Fantasie auszuleben und ganz neue Fähigkeiten an sich zu entdecken, berichten Haug und Berndt unisono. „Ein motorisch geschicktes Kind kann glänzen in einer neuen sportlichen Disziplin“, führt Haug aus. Andere Kinder sind für Ansager- und Moderationsrollen für die Geschichte gefragt. Haug erzählt die Geschichte von einem sehr schüchternen Mädchen, das nie sprach, und das seit seiner Rolle als Ansagerin im Zirkus ihre Hemmungen überwunden hat. „Oft können sich Kinder im Rahmen des Zirkus von einer ganz anderen Seite zeigen und ungeahnte Talente entwickeln“, bekräftigt Berndt. Das Erfolgserlebnis eines gelungenen Auftritts stärke das kindliche Selbstbewusstsein. „Es ist immer wieder ein Erlebnis zu sehen, wie Kinder begeistert über sich hinauswachsen und wie eine Gruppe in Teamarbeit zusammenwächst“, sagt Berndt.

Viele ehrenamtliche Helfer sind beteiligt

Nach den Trainingsmonaten im Herbst und Winter stehen im Frühjahr die Aufführungen an – in der Regel sind es zwei oder drei. Zwei in der Sporthalle Sulzgries und eine im Altenheim Katharinenstift. Das Publikum ist mittlerweile auf die Zahl von 800 limitiert worden, um den Ablauf noch bewerkstelligen zu können. Eine Aufführung wäre ohne die gesamte Entourage an Helfern nicht möglich. „Die Musik, das Schminken, die Einübung der Texte, Kostüme. Licht, Ton und Auf- und Abbau des Bühnenbilds“, zählt Haug auf. „Das erfordert unglaublich viele ehrenamtliche Helfer.“ Allein 30 Eltern seien am Aufbau des Bühnenbilds der letzten Show beteiligt gewesen.

Eine große Rolle spiele auch der Förderverein der Grundschule, der für gewöhnlich das Catering übernimmt. Haug und Berndt überschlagen, dass für jede Produktion 2000 bis 2500 Stunden an ehrenamtlicher Arbeit zusammenkommen.

Reise in die „Welt der Magie“

Ratz Fratz
Der Zirkus ist 2005 als AG an der Grundschule Sulzgries gegründet worden. Die erste Aufführung gab es im Jahr darauf beim Schulfest auf dem Schulhof. Seit 2009 finden die Auftritte unter bestimmten Mottos statt. Im selben Jahr erhielt die Schul-AG auch ihren heutigen Namen Ratz Fratz. Im Jahr 2014 gab es die Umstrukturierung der Schulzirkus-AG in die Sportgruppe Zirkus unter dem Dach der Turnabteilung im Sportverein TSV RSK.

Neues Programm
Das kommende Programm heißt „Welt der Magie“. Das Training dazu beginnt im Herbst. Die nächste Aufführung der Welt der Magie wird am Donnerstag, 26. März im kommenden Jahr stattfinden. Vormittags läuft um 10 Uhr die Schulaufführung, nachmittags um 17 Uhr gibt es die öffentliche Aufführung.