Bohren für den Grundwasserschutz Quelle: Unbekannt

Zum Schutz des Grund- und Mineralwassers lässt die Stadt sechs weitere Messstellen bohren.

Stuttgart - Zum Schutz des Grund- und Mineralwassers lässt die Stadt sechs weitere Messstellen für das Grundwasser bohren. Derzeit sind noch rund 1000 Altlastenverdachtsfälle im Stadtgebiet aktenkundig; bis sie geprüft und saniert sind, werden noch 20 oder 30 Jahre vergehen.

Der größte Müllbehälter war früher das Erdreich. Auch giftige Stoffe, die man heute als Sonderabfall behandelt oder vorsichtshalber komplett verboten hat, wurden jahrzehntelang im Boden "entsorgt". Mit solchen Hinterlassenschaften ehemaliger Industrie- und Gewerbebetriebe im Stadtgebiet kämpft man bis heute.

"In den 80er Jahren hat man erstmals mit einem flächendeckenden Bohrprogramm begonnen, die Verschmutzung des Grundwassers zu untersuchen", erinnert sich Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD). Bis heute sind daraus 8500 Bohrungen im Stadtgebiet geworden, mit insgesamt 1500 Messstellen fürs Grundwasser. "Auch heute müssen wir immer noch auf den Gewässerschutz im Boden achten", betont Hahn am Dienstag bei der Inbetriebnahme einer Bohrstelle für eine neue Messstelle neben dem SWR-Gebäude in der Neckarstraße.

Mit vier weiteren Bohrungen rund um den Hasenberg sowie einer Bohrung an der Hohenheimer Straße werden bis Mitte Juli sechs neue Messstellen für das Grundwasser eingerichtet. Eine einzelne Bohrung dauert rund zwei Wochen und kostet etwa 40.000 Euro. Bis 2014 wird die Stadt 3,4 Millionen Euro für ihr Projekt "Managementplan für sauberes Grundwasser" aufwenden, wobei 1,7 Millionen Euro von der EU und 100.000 Euro vom Land kommen.

Grundwasserschutz ist auch für Mineralwasser wichtig

Die Bohrungen gehen rund 30 Meter in die Tiefe; auf drei Ebenen werden Sonden gesetzt, die das Fließverhalten des Grundwassers anzeigen. Außerdem wird das Wasser chemisch analysiert. "Wir wollen Erkenntnislücken im vorhandenen Grundwassermodell schließen", sagt Hahn. Außerdem könnten unter Umständen neue Verunreinigungen entdeckt werden. "Es handelt sich aber nicht um eine akute Gefahrenabwehr, sondern um ein längerfristiges Kampagne", betont Hahn. Auch mit Stuttgart21 habe das Projekt "gar nichts zu tun".

Besonderes Augenmerk legt das federführende Amt für Umweltschutz auf chlorierte Kohlenwasserstoffe (CKW). Diese Schadstoffe stammen aus Lösungsmitteln, Kühlflüssigkeiten oder Reinigungsmitteln, die fahrlässig in den Boden gelangt sind. "Die Stoffe gefährden akut niemanden, dennoch wollen wir restlos sauberes Grundwasser", sagt Amtsleiter Werner Flad. Seit 1984 wird nach der Herkunft solcher Verunreinigungen gesucht; allein in der Innenstadt hat man seither 100 mögliche Schadstellen analysiert und gegebenenfalls saniert.

Momentan sind im ganzen Stadtgebiet 340 Altlastenfälle in Arbeit. Meist wird das verunreinigte Wasser mit Filtern gereinigt. "Insgesamt sind uns rund 1000 Altlastenverdachtsfälle bekannt", so Flad. Bis alles abgearbeitet sei, könnten 20 bis 30 Jahre vergehen. Einer der größten Brocken in naher Zukunft ist das Schrottplatzgelände im Nordbahnhof. Die Kosten für die dortige Bodensanierung trägt die Stadt; die Deutsche Bahn hat den Aufwand bereits finanziert.

Grundwasserschutz ist in Stuttgart auch für das Mineralwasser wichtig, weil es zwischen den wasserführenden Schichten "Verbindungen, wenn auch keine starken" (Hahn) gibt. Außerdem nutzen Brauereien, Gärtnereien oder das Wasserwerk Münster Grundwasser. Falls die reguläre Trinkwasserversorgung aus dem Bodensee ausfällt, gibt es zudem Notwasserbrunnen für die Bevölkerung in den Stadtteilen.

Die sechs Bohrstellen auf einer Karte der Stadt Stuttgart im Internet: http://gis3.stuttgart.de/atlas/index.html?mapId=84