Unterricht in einem Gymnasium: Die Klassen sind heterogener geworden – auch wegen des Wegfalls der verbindlichen Grundschulempfehlung Foto: dpa

Diskutieren Sie mit: Baden-Württembergs grün-rote Landesregierung hat 2012 die verbindliche Grundschulempfehlung abgeschafft. Seitdem steigt in den weiterführenden Schulen die Zahl der Sitzenbleiber. Was nun zu tun ist, darüber wird heftig gestritten.

Stuttgart - Die Zahl der Sitzenbleiber ist an den Gymnasien im Land auch im Schuljahr 2014/15 weiter angestiegen. Dies gab Kultusminister Andreas Stoch (SPD) auf Anfrage der oppositionellen CDU bekannt.

Die Abschaffung der Grundschulempfehlung im Jahr 2012 habe diese Entwicklung aber nicht ursächlich ausgelöst, erklärte der Sprecher des Kultusministeriums. CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf warf der Landesregierung hingegen vor, eine „rücksichtslose ideologische Bildungspolitik auf dem Rücken der Kinder“ zu betreiben. Die Eltern müssten seiner Meinung nach besser beraten und die Lehrer der weiterführenden Schulen besser über den Leistungsstand der Schüler informiert werden.

Seit 2012 hat sich die Sitzenbleiber-Quote in der fünften Klasse der Gymnasien von durchschnittlich 0,4 auf 1,7 Prozent erhöht. Auch in den Klassen 6 und 7 erreichten mehr Schüler nicht das Klassenziel. An den Realschulen stieg die Durchfallquote in Klasse 5 von 0,7 auf 4,3 Prozent, wobei das Kultusministerium darauf hinweist, dass diese Quote zuletzt leicht rückläufig war.

CDU fordert mehr Lehrer

Nach Darstellung des Ministeriums nehmen die Eltern die Grundschulempfehlung weiterhin „sehr ernst“, auch wenn sie nicht mehr verbindlich ist. Die Vielfalt in den Klassen nehme seit längerem zu – „wegen der steigenden Bildungsansprüche der Eltern und der gesellschaftlichen Individualisierung“, so ein Ministeriumssprecher.

Die CDU forderte hingegen die Einführung eines „verbindlichen Beratungsgesprächs“ sowie eine bessere Lehrerausstattung für die weitergehenden Schulen. Grün-Rot habe es nicht geschafft, diese Fehlentwicklung in den Griff zu bekommen.

Die Wiedereinführung der verbindlichen Grundschulempfehlung hat keine der im Landtag vertretenen Parteien in ihrem Programm für die Landtagswahl am 13. März. Einzig die AfD, die laut Umfragen neu ins Parlament einziehen dürfte, will dies tun.