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Abschaffung der Grundschulempfehlung führt zu weniger Anmeldungen an den Hauptschulen .

Stuttgart - Noch bis Ende März können die Eltern der rund 95.600 Viertklässler in Baden-Württemberg ihre Kinder an einer weiterführenden Schule anmelden. Weil die Grundschulempfehlung jetzt nicht mehr verbindlich ist, werden voraussichtlich mehr Kinder zum Gymnasium oder zur Realschule wechseln. Seit Jahren sinkt der Anteil der Kinder, die eine Hauptschule oder Werkrealschule besuchen. Im vergangenen Jahr widersprachen nach Angaben des Kultusministeriums rund zwei Prozent der Eltern der Empfehlung der Grundschulen. Von den 2111 Kindern, die sich einem Beratungsverfahren unterzogen, bestanden 267 die Aufnahmeprüfung für die Realschule und 83 für das Gymnasium.

Die Abschaffung der Grundschulempfehlung hat unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Während viele Eltern diesen Schritt der grün-roten Landesregierung befürworten, befürchten der Philologenverband und der Realschullehrerverband, dass die Klassen an den Gymnasien und Realschulen noch voller werden. Auch die CDU hält die Einführung der freien Elternwahl für falsch.

Individuelle Förderung und kooperatives Lernen

Die meisten Grundschullehrer seien erleichtert darüber, den Eltern nichts mehr vorschreiben zu müssen, sagte ein Sprecher des Kultusministeriums am Donnerstag. „Die Beratungen laufen jetzt deutlich entspannter ab, seit die Eltern nach eingehender Beratung durch die Lehrer selbst entscheiden können.“ Sobald die Anmeldezahlen feststehen, sollen die Schulen die nötigen Lehrerdeputate erhalten, so der Sprecher.

Um den Schülern gerecht zu werden, ist nach Ansicht der Stuttgarter Schulamtsleiterin auch ein anderer Unterrichtsstil notwendig. Individuelle Förderung und kooperatives Lernen müssten an allen Schularten Einzug halten, sagte Ulrike Brittinger.