Ein Airbus A380 startet in Frankfurt. Das weltgrößte Passagierflugzeug enttäuscht bei den Verkaufszahlen. Foto: dpa

Konzernchef Tom Enders lässt die Airbus-Mutter mit dem gleichnamigen Hersteller von Passagierflugzeugen fusionieren. Vor allem Toulouse ist davon betroffen.

München - Der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus fusioniert seine Dachgesellschaft mit dem gleichnamigen Flugzeughersteller Airbus. Dafür hat sich Konzernchef Tom Enders nun grünes Licht vom Airbus-Verwaltungsrat als oberstem Aufsichtsgremium geben lassen. Das wird auch Stellen kosten, bestätigen Insider. Zum Ausmaß schweigt der Konzern noch. Der Personalabbau sei nicht „unsignifikant“, aber geringer als bei der vorangegangenen Abbaurunde, die 8000 Stellen gekostet hatte, verriet Enders der „Financial Times“. Die Details würden nun mit Betriebsräten und Gewerkschaften verhandelt.

Dem Vernehmen nach trifft die Fusion vor allem Verwaltungsstellen im französischen Toulouse. Hier zu Lande steht Ottobrunn bei München im Fokus. Das ist mit insgesamt 2500 Beschäftigten der hier zu Lande der größte Verwaltungsstandort. Diese Zahl umfasst aber auch Produktionspersonal. Mit größeren Widerständen der Belegschaft rechnet das Management nicht. Die neuen Strukturen sollen bereits Anfang 2017 stehen. Für die Verhandlungen mit dem Personal hat sich Enders also nur ein Viertel Jahr gegeben.

Obwohl damit eine ganze Verwaltungsebene wegfällt, sei Hauptziel der Aktion nicht eine Kosteneinsparung, zu deren Umfängen Airbus vorerst ebenfalls schweigt. Vor allem will Enders erreichen, dass der Konzern unbürokratischer, schneller und transparenter arbeitet, Entscheidungen zügiger gefällt und Probleme frühzeitiger als bisher erkannt werden. Die Umbaupläne gehen zudem Hand in Hand mit der geplanten Digitalisierung von Airbus mit seinen weltweit rund 136 000 Beschäftigten. Davon entfallen auf die Passagierflugzeugsparte rund 55 000 Beschäftigte.

Enders bleibt Chef der fusionierten Airbus-Gesellschaft

„Wir sind entschlossen, ein neues Leistungsniveau zu erreichen“, gibt Enders die Marschrichtung vor. Das „Team Airbus“ werde durch die Fusion enger zusammengeführt. Man trage dabei der Tatsache Rechnung, dass Airbus als Hersteller von Passagierflugzeugen einen Großteil der Konzernumsätze und -gewinne trage und das Unternehmen klar dominiert. Die Sparten Verteidigung, Raumfahrt und Hubschrauber blieben von den Veränderungen organisatorisch unberührt und als integraler Bestandteil des Konzerns mit seinen zuletzt 64,5 Milliarden Euro Jahresumsatz erhalten. In keinem unmittelbaren Zusammenhang steht die interne Fusion bei Airbus mit den aktuellen Großbaustellen des Konzerns, heißt es.

So sorgt der Militärtransporter A400M für anhaltende Probleme und auch größere finanzielle Belastungen. Das einst mit großen Hoffnungen gestartete weltgrößte Passagierflugzeug Airbus A380 wird immer mehr zum Ladenhüter. Mangels Nachfrage muss dessen Produktion nun mehr als halbiert werden. Wegen Problemen mit Zulieferern kämpfen auch der neue Langstreckenflieger A350 und das neue Mittelstreckenflugzeug A320neo mit ihren jeweiligen Zeitplänen und Lieferterminen. Bis Mitte 2016 hatten die Airbus-Großbaustellen zu Sonderlasten von 1,4 Milliarden Euro geführt.

Die neue Struktur soll künftig verhindern helfen, dass derartige Probleme bei neuen Projekten überhaupt erst aufkommen. Die jetzigen Pläne passen zur Langfriststrategie von Enders. Schon zuvor hatte er den Hauptsitz des Unternehmens ins französische Toulouse verlagert und damit deutsche Standorte geschwächt. 2012 ließ er die Bereiche Personal und Finanzen von Airbus Group und Airbus zusammenlegen, der nun die vollständige Fusion beider Einheiten folgt. Der Deutsche Enders bleibt auch künftig Chef der fusionierten Airbus-Gesellschaft. Der bisherige Chef der Airbus-Flugzeugsparte und Franzose Fabrice Bregier erhält im neuen Konstrukt die Zuständigkeit für das Tagesgeschäft.