Wie kann Korntal-Münchingen von der leistungsstärkeren Windkraftanlage auf dem Grünen Heiner profitieren? Die Stadt lotet ihre Optionen aus.
150 statt 68 Meter hoch, Strom für 2500 statt 270 Haushalte: Die geplante neue Windkraftanlage auf dem Grünen Heiner wird nicht nur deutlich größer, sondern auch deutlich leistungsstärker sein. Im Jahr 2027 soll sich das neue Windrad auf dem Schuttberg zwischen Stuttgart-Weilimdorf und Korntal-Münchingen drehen, der ein beliebtes Ausflugsziel ist.
Und das auch bleibt, zumindest so lange, bis die jetzige, in die Jahre gekommene Anlage abgebaut wird und der Untergrund vorbereitet. Die Betriebsgenehmigung am Grünen Heiner läuft laut den Stadtwerken Stuttgart im April 2028 ab. Vor drei Jahren war angekündigt worden, dass die Anlage, die seit einem Vierteljahrhundert unermüdlich Strom erzeugt, ersetzt wird. Der Nachfolger bringt eine siebenfache Leistung von dann 4200 Kilowatt.
Inwiefern profitiert Korntal-Münchingen?
Für das sogenannte Repowering wird eine neue Projektgesellschaft gegründet. An der künftigen Anlage sind die Stadtwerke Stuttgart und der bisherige Betreiber Gedea Windkraft Grüner Heiner mit je 50 Prozent beteiligt.
Beteiligt werden, zumindest finanziell, das möchte auch die Stadt Korntal-Münchingen am liebsten. Der Grüne Heiner, der 395 Meter hohe grüne Hügel, steht zu einem Drittel auf Korntal-Münchinger Gemarkung, zwei Drittel gehören der Landeshauptstadt Stuttgart. Das Windrad ist ein Wahrzeichen geworden, der Hügel gilt als Hausberg von Korntal. Die Rotorblätter des Windrads überstreichen Korntaler Gemarkung. Ob die Stadt von der Gewerbesteuer oder Pacht profitiere, fragte der Bürgermeister Alexander Noak (parteilos). Und erhielt eine Absage. „Es wäre ungewöhnlich, wenn Stuttgart Nachbarkommunen beteiligen würde“, meint Wilfried Haas, der Geschäftsführer der Betreiberfirma Gedea Windkraft Grüner Heiner Ingelheim. Er und Tobias Jäger, Projektleiter bei den Stuttgarter Stadtwerken, stellten dem Gemeinderat das Repowering-Projekt vor. 90 Prozent der Gewerbesteuer gehen an die Standortkommune, also Stuttgart, der Rest fließt an den Sitz der Betreibergesellschaft. Allerdings sei eine kommunale Beteiligung in der Form möglich, dass Orte im Umkreis von zweieinhalb Kilometern eine bestimmte Summe je Kilowattstunde erzeugte Energie erhalten.
Die Aussichtsplattform wird abgebaut
Anne Föhl-Müller (Freie Wähler) und Albrecht Gaiser (Grüne) wollten wissen, wie sich die Bürger einbringen können. Haas zufolge wird es die Möglichkeit einer finanziellen Beteiligung geben. „Wer will, kann mitmachen.“
Ehe der Grüne Heiner zur Großbaustelle wird, die Aussichtsplattform abgebaut und für den Kran sechs Meter Kuppel abgetragen wird, müssen die Beteiligten noch die immissionsschutzrechtliche Genehmigung abwarten. Sie rechnen damit im Herbst. Die Baugrunduntersuchung ist bereits erfolgt, ebenso die artenschutzrechtliche Prüfung. Der Grüne Heiner ist ein Migrationsgebiet für Eidechsen. Sie werden in der Bauphase durch Zäune geschützt. Die Wildbienen werden umgesiedelt. Auch Fledermäuse mögen den Naherholungsraum. Künftig wird die neue Anlage zum Schutz der kleinen Säuger ausgeschaltet, wenn sie aktiv sind.
„Wir hätten gern höher gebaut“
Sobald das neue Windrad steht, ist der Grüne Heiner mit Grillstelle und herrlichem Ausblick wieder zugänglich für Spaziergänger und Radfahrer, für Drachen- und Modellflieger. Die Lieferzeit der neuen Anlage beträgt zwei Jahre, so Haas. Der auch sagt, „wir hätten gern höher gebaut“. Ein größeres Windrad sei wegen der begrenzten Fläche jedoch nicht realisierbar, zumal für den Aufbau auch der Platz für den Kran fehlen würde. Eine Nabenhöhe von 81 Metern sei das Maximum bei den vorhandenen technischen Möglichkeiten. Das nicht zu übersehende Windrad im Norden von Weilimdorf, unweit der A81, ist das einzige in Stuttgart. Im Kreis Ludwigsburg gibt es in Ingersheim seit April 2012 ein 180 Meter hohes Windrad.