Tayfun Tok ist in Siegesstimmung. Foto: avanti/Andreas Essig

Der Newcomer der Grünen, Tayfun Tok, lässt den CDU-Kandidaten im Wahlkreis Bietigheim um rund zehn Prozentpunkte hinter sich. Die FDP wird drittstärkste Kraft, die AfD verliert deutlich.

Bietigheim - Wer auf eine Überraschung im Wahlkreis Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg) gehofft hatte, sah sich enttäuscht. Das Resultat spiegelt das landesweite Ergebnis ziemlich genau wider. Die Grünen sind auch dort klarer Sieger. Während CDU, AfD und SPD an Prozentpunkten verlieren, gelingt der FDP nicht nur der Sprung in die Zweistelligkeit, sondern auch auf Rang drei.

Überglücklich zeigt sich Tayfun Tok über sein Ergebnis von 34,2 Prozent. Zumal er als Newcomer die CDU um rund zehn Prozentpunkte hinter sich lassen konnte. „Es ist mir eine Ehre, den Wahlkreis vertreten zu dürfen“, sagt er. Er hatte sich im Vorfeld gegen den amtierenden Landtagsabgeordneten Daniel Renkonen in einer Kampfkandidatur bei den Grünen durchgesetzt. Das sei durchaus ein Wagnis für seine Partei gewesen. „Aber der Mut hat sich ausgezahlt“. Ergebnisoffen will er in Koalitionsverhandlungen gehen. „Wir werden mit allen demokratischen Parteien Gespräche führen“, erklärt er – und nimmt dabei die AfD ausdrücklich aus.

Waren sich die Kandidaten zu ähnlich?

Komplett anders ist es um die Gefühlslage von Tobias Vogt bestellt. „Natürlich kann die CDU mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein. Das ist ein Desaster“, sagt er. Mit seinem Abschneiden von 24,5 Prozent kann er hingegen leben, da er über dem Landesschnitt seiner Partei liege. Er habe viel positives Feedback auf seinen Wahlkampf erhalten, betont der 35-Jährige. Leider habe ihm aber der Trend auf Bundes- und Landesebene eher Gegen- als Rückenwind gebracht.

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Positiv überrascht ist Elvira Nägele von der FDP. „Nicht für möglich gehalten“ hatte sie, das drittbeste Ergebnis einzufahren. „Die ganze Arbeit mit meinem guten Team hat sich gelohnt.“ Für die Koalitionsverhandlungen hat die 49-Jährige eine klare Meinung: „Die Inhalte müssen stimmen, für die wurden wir schließlich gewählt.“ Nur dann sei die Ampel-Koalition auch sinnvoll.

Überhaupt nicht glücklich ist der SPD-Kandidat Daniel Haas. „Natürlich habe ich mir mehr erhofft“, sagt der 32-Jährige, der 10,6 Prozent holte. Er habe im Wahlkampf versucht, Kontakt zu den Bürgern zu suchen. Woran es gefehlt habe, könne er nicht sagen. „Vielleicht waren ich und einige der anderen Kandidaten von der persönlichen Biografie und vom Alter her zu schwer zu unterscheiden.“ Haas hofft nun auf eine Ampel-Koalition. „Probleme beim Wohnen oder bei der Bildung sind ja nach der Wahl nicht verschwunden.“

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AfD-Kandidat Boutakoglou: „Nicht so schön“

Walter Kubach von der Linken denkt zudem, dass die große soziale Frage der Zukunft sein werde, wer die Kosten für die Coronakrise zahlen müsse, sagt der 66-Jährige aus Mundelsheim, der mit seinen 2,8 Prozent nicht glücklich ist. Es sei zwar eine stetige Verbesserung von Kandidatur zu Kandidatur zu erkennen. „Aber es geht mit zu langsamen Schritten vorwärts.“ Das Problem für Die Linke sei gewesen, dass Corona alles überlagert habe. Zudem habe die Regierung sozial verantwortlich gehandelt und damit eine Nische besetzt, die traditionell Die Linke ausfülle.

„Nicht so schön“ findet Nikolaos Boutakoglou von der AfD sein Ergebnis von 9,2 Prozent. „Ich hatte mehr erhofft.“ Persönlich habe er 200 Prozent im Wahlkampf gegeben. Aber das sei Demokratie.