Bei einer Stichprobe in mehreren Wurstprodukten aus Supermärkten sind problematische Keime gefunden worden - besonders in Puten-Zwiebelmettwurst. Foto: dpa

Die Tiermast gerät wegen des massenhaften Antibiotika-Einsatzes zurzeit wieder mehr in die Kritik - weil Keime widerstandsfähig gegen die Arznei werden. Die Grünen warnen, solche Bakterien könnten auch in Mettbrötchen landen.

Die Tiermast gerät wegen des massenhaften Antibiotika-Einsatzes zurzeit wieder mehr in die Kritik - weil Keime widerstandsfähig gegen die Arznei werden. Die Grünen warnen, solche Bakterien könnten auch in Mettbrötchen landen.

Berlin - In mehreren Wurstprodukten aus Supermärkten sind in einer Stichprobe problematische Keime gefunden worden - besonders in Puten-Zwiebelmettwurst. In 10 von 63 Proben wurden ESBL-Bakterien nachgewiesen, wie die Studie im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion ergab. Diese Keime produzieren Enzyme, die sie gegen Antibiotika resistent machen. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter kritisierte das Tiermastsystem. „Mit den Produktionsmethoden beim Billigfleisch gefährden wir unsere eigene Gesundheit.“ Kritiker warnen, dass ESBL-Keime durch den Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung ins Fleisch gelangen können. Die Verwendung soll generell sinken.

Resistente Keime in der Wurst - wir klären die wichtigsten Fragen

Dem Bundesernährungsministerium liegen keine belastbaren Daten vor, an denen sich ein allgemeiner Trend wie in der Grünen-Untersuchung festmachen ließe. Generell sei das Problem antibiotikaresistenter Keime sehr ernst zu nehmen, sagte eine Sprecherin am Mittwoch in Berlin. Ansatzpunkt neuer rechtlicher Vorgaben für Tierhalter und Tierärzte sei daher, die Menge und Häufigkeit umstrittener Antibiotika-Gaben in der Nutztierhaltung zu reduzieren.

Für die Stichprobe der Grünen wurden Ende April/Anfang Mai Wurstsorten in 13 Städten getestet, nämlich Mett, Teewurst, Salami und Schinken. Auffällig waren den Angaben zufolge besonders Putenprodukte, bei denen in sechs von neun Fällen ESBL-Keime nachgewiesen wurden. Gekauft wurden die Lebensmittel in Geschäften in Berlin, Potsdam, Leipzig, Erfurt, Wiesbaden, Mainz, Saarbrücken, Düsseldorf, Dortmund, Münster, Hannover, Hamburg und Kiel.

Grünen-Agrarexperte Friedrich Ostendorff mahnte, die Branche müsse die Haltungsbedingungen vor allem bei Puten verbessern. Einseitige Zucht auf Hochleistung müsse revidiert werden. „Nur so können die Antibiotika-Gaben deutlich verringert werden.“ Die Grünen fordern unter anderem kleinere Tierherden und mehr Platz pro Tier im Stall.

Um den Antibiotika-Einsatz in der Tiermast einzudämmen, gelten seit 1. April neue Meldepflichten und strengere Vorgaben. Tierhalter müssen Anwendungen bei Schweinen, Hühnern, Puten und Rindern künftig alle sechs Monate amtlich melden. Die Daten werden bundesweit erfasst und bewertet. Behörden können Prüfungen und Gegenmaßnahmen anordnen. Antibiotika sollen generell so selten wie möglich verwendet werden, um zu verhindern, dass sie auch bei Menschen nicht mehr wirken.