Wie zugespitzt soll der Landtagswahlkampf im Internet geführt werden? Ein aktueller Fall zeigt: CDU-Nachwuchs und Grüne sind darüber ziemlich uneins.
Das Foto zeigt Cem Özdemir in Anzug und Krawatte, mit Fahrradhelm auf dem Kopf. Wie zur Vereidigung hat er die rechte Hand erhoben. „Ja, ich schwöre, dass ich das Autoland kaputtmache“, wird ihm als Zitat in den Mund gelegt. Es war noch das harmlosere von zwei Internet-Memes – also über die sozialen Medien verbreiteten Bild-Text-Motiven –, die unlängst beim Landestreffen der Jungen Union (JU) kursierten. Das zweite zeigte einen Familienvater, der nichts ahnend nach Hause kommt. Hinter der Tür lauern bereits Ehefrau und Kinder mit langen Messern. „Unser Wohlstand“ wird der Vater betitelt, „Cem Özdemir“ und „Die Grünen“ heißen die heimtückischen Angehörigen.
Der Grünen-Spitzenkandidat als Killer des Wirtschaftsstandortes – die Botschaft unbekannter Herkunft fand beim CDU-Nachwuchs durchaus Gefallen. Parteifreunde Özdemirs zeigen sich dagegen befremdet ob des Niveaus im gerade erst anlaufenden Landtagswahlkampf. Braucht man ein Fairness-Abkommen wie vor der Bundestagswahl 2024? Es könnte schwierig werden, denn die Ansichten über Stilfragen gehen weit auseinander.
JU-Chef findet Zuspitzung nicht ungewöhnlich
Für den JU-Landeschef Florian Hummel sind die Motive kein Aufreger. Es handele sich „um eine überspitzte Kommentierung der aktuellen politischen Auseinandersetzungen“. Solche Zuspitzungen seien „im vorpolitischen und politischen Raum, insbesondere unter Jugendlichen, keineswegs ungewöhnlich“. Im Digitalen gehörten sie längst „zum Alltag auf allen Seiten des politischen Spektrums“. Ganz anders sieht das eine Sprecherin Özdemirs. „Im Wahlkampf sollte es um die besten Ideen für BW gehen“, betont sie. Man setze „auf Anstand und Respekt als Grundlage für einen fairen Wahlkampf, unabhängig davon, für welchen Stil sich die Mitbewerber entscheiden“.