Umstritten: Peter Handke im März 2006 bei seiner Grabrede auf den früheren serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic. Foto: AP/Petar Pavlovic

„Bei der Beerdigung von Slobodan Milosevic eine Rede zu halten, das geht einfach nicht“, sagt Österreichs neue Kultur-Staatssekretärin Ulrike Lunacek von den Grünen – und missbilligt die Vergabe des Literaturnobelpreises an ihren Landsmann Peter Handke.

Wien - Österreichs neue Kultur-Staatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne) hat sich kritisch zur Vergabe des Literaturnobelpreises an Peter Handke (77) geäußert. „Die Entscheidung für den Nobelpreis an Peter Handke konnte ich nicht nachvollziehen“, sagte Lunacek: „Ich habe früher einiges von ihm gelesen, hat mir auch sehr gut gefallen, aber diese Art, sich zu politischen Themen zu äußern, wo zigtausenden Menschen großes Leid zugefügt wurde – das habe ich nicht verstanden.“

Streitfall Balkankrieg

Handkes Äußerungen zu den Balkankriegen habe sie nicht verstanden. „Ich meine konkret die Rede anlässlich der Beerdigung von Slobodan Milosevic. Das geht einfach nicht“, sagte die 62-Jährige, die seit der Vereidigung der schwarz-grünen Koalition in Österreich Anfang Januar im Amt ist.

Handke hatte im Dezember in Stockholm den Nobelpreis für sein literarisches Schaffen erhalten. Kritiker werfen ihm vor, dass er sich im Jugoslawien-Konflikt in den 1990er Jahren stark mit Serbien solidarisiert und die von Serben begangenen Kriegsverbrechen bagatellisiert habe. 2006 hielt er bei der Beerdigung des sechs Jahre zuvor gestürzten serbischen Führers Slobodan Milosevic eine Rede. Die Vergabe des Literaturnobelpreises an ihn löste international eine Debatte aus.