Der Esslinger Bundestagsabgeordnete Sebastian Schäfer, Daniel und Richard Messerle (von links) auf den Feldern der Baumschule in Hochdorf Foto: Kerstin Dannath

Der Esslinger Bundestagsabgeordnete Sebastian Schäfer (Bündnis 90/Die Grünen) informiert sich bei der Hochdorfer Baumschule Messerle über neue Baumarten und Probleme der Branche.

Die Baumschule Messerle ist ein klassischer Familienbetrieb – vier Generationen leben und arbeiten auf dem ehemaligen Aussiedlerhof in Hochdorf, der sich auf Alleebäume und Hecken spezialisiert hat. Doch der Klimawandel stellt auch die Baumschulen vor neue Herausforderungen. Die tief gehendste Frage: Welche Baumarten halten dem Hitzestress in den Städten am besten Stand? Denn aufgrund ihres hohen Versiegelungsgrads sind Städte am härtesten von längeren Hitze- und Trockenperioden betroffen.

 

Gute Erfahrungen mit Amberbäumen, Ulmen und Gleditschien

„Die Aufheizung ist brutal, aber nicht jede Baumart eignet sich dafür. Vor allem müssen wir langfristig denken“, erläuterte Richard Messerle dem Esslinger Bundestagsabgeordneten Sebastian Schäfer (Bündnis 90/Die Grünen) bei einer Stippvisite in seinem Betrieb. Es mache wenig Sinn, schon nach ein paar Jahren festzustellen, dass ein neu gepflanzter Baum innerstädtischen Herausforderungen nicht gerecht werde. Man müsse sich langsam herantasten. Gute Erfahrungen habe man mit Amberbäumen, neuen Ulmensorten und verschiedenen Arten der Gleditschie gemacht. Unerlässlich sei dabei der intensive Austausch mit den Kollegen – dazu dient die wöchentlich stattfindende Baumschulbörse in Kirchheim. „Es gibt seit vielen Jahren einen digitalen Marktplatz, denn um unsere Attraktivität hochzuhalten, mussten wir Baumschulen uns spezialisieren“, erklärte Richard Messerle.

Manche Baumschulkollegen haben sich auf große Bäume spezialisiert, andere auf Sträucher oder Hecken. Rund 85 Kollegen kämen wöchentlich mit ihren Lastwagen auf dem Parkplatz beim Flugplatz Hahnweide zusammen, tauschten ihre Pflanzen und informierten sich über Neuigkeiten. Durch die Vielzahl der Betriebe sei das Sortiment gut abgedeckt, sagte Messerle. „Und der Austausch ist sicherlich genauso wichtig“, vermutet Schäfer.

Der Esslinger Bundestagsabgeordnete ist sich der großen Herausforderungen, vor denen Städte und Kommunen landauf wie landab stehen, sehr wohl bewusst: „Wir müssen unsere Städte lebenswert halten.“ Deswegen sei er auch sehr froh, dass der Bund allein für die Stadt Esslingen im Zuge der Klimafolgenanpassung in den Esslinger Tallagen über zwei Millionen Euro locker mache: „Das ist echte Zukunftspolitik.“ Kern des Projekts sind die Pflanzung von über 200 neuen Bäumen sowie die Verbesserung des Wassermanagements in den durch Hitze besonders betroffenen Esslinger Tallagen.

Aber auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Baumschulen kamen in Hochdorf zur Sprache. Die Baumschule Messerle etwa war im Juni 2021 von einem Hagelunterwetter stark betroffen. „Rund zwei Drittel unserer Produktionsflächen wurden vom Hagel plattgemacht“, bestätigte Richard Messerle. Bewirtschaftet wurden damals rund 30 Hektar, aktuell sind es rund zwölf Hektar, der Rest befindet sich im Aufbau. „Wir haben immer noch gewaltig an den Schäden zu knabbern“, bekannte der Gärtnermeister mit Fachrichtung Baumschule.

Drei Millionen Euro Schaden durch Hagelschlag

Der Schaden betrug damals rund drei Millionen Euro, nur ein Drittel der Summe war über die Versicherung gedeckt. Zudem seien aufgrund der zunehmenden Extremereignisse die Versicherungsprämien gestiegen. „Ein Wunsch der Baumschulen wäre, dass 50 Prozent der Prämien bezuschusst werden wie es bereits in Bayern der Fall ist oder dass wir steuerfreie Rücklagen bilden dürfen“, gab Messerle dem Bundestagsabgeordneten mit auf den Weg nach Berlin. Immerhin: Die erst im Juli von der Bundesregierung im Zuge des Agrarpakts beschlossene steuerliche Gewinnglättung, mit der landwirtschaftliche Betriebe Gewinne und Verluste – etwa durch schlechte Witterungsbedingungen – ausgleichen können, sei ein erster Schritt in die richtige Richtung gewesen: „Das hilft uns weiter“, sagt Messerle.