Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (links) bei der Internationalen Agrarministerkonferenz in Berlin. Foto: dpa

Die Kanzlerin fordert auf der Grüne Woche eine steigende Nahrungsproduktion im Einklang mit der Natur.

Berlin - Vor 70 Landwirtschaftsministern aus aller Welt hat Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Freitag auf der Grünen Woche in Berlin die intensive Landwirtschaft als „ein Problem“ bezeichnet und gesagt, weltweit „müssen wir versuchen eine nachhaltige Landwirtschaft“ zu betreiben. Merkel sprach vor der Fachkonferenz „Global Forum for Food and Agriculture“ (GFFA), die zum elften Mal stattfindet und sich dieses Mal den Chancen der Digitalisierung in der Landwirtschaft widmet. Zum einen müsse die Nahrungsmittelproduktion bis 2050 global wegen der wachsenden Weltbevölkerung um ein Drittel gesteigert werden, zum anderen müsse die Landwirtschaft wie alle übrigen Sektoren auch „ihren Beitrag zum Klimaschutz“ leisten. Sie müsse die Regenerationsfähigkeit der Böden erhalten und einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten. Merkel rief dazu auf, die Digitalisierung und die Mittel der Präzisionslandwirtschaft zu nutzen. „Wir müssen neue Wege gehen, um ökologische Nachteile zu vermeiden. Nutzen Sie die Chance der Digitalisierung.“

Digitalisierung ein Vorteil

Vorteile auch für ärmere Länder in Asien und Afrika sehen Experten vor allem durch die weite Verbreitung von Handys und Smartphones. So geht Karin Nichterlein von der Welternährungsbehörde FAO davon aus, dass mit der Digitalisierung vor allem jüngere Leute in Entwicklungsländern für die Agrarproduktion gewonnen werden können. Die Übermittlung von Informationen über Marktpreise, das Wettergeschehen sowie Pflanzen- oder Tierkrankheiten sei gut über Smartphones möglich. In Afrika seien Handys weit verbreitet, der Zugang der Bevölkerung zum Internet liege bei mindestens 25 Prozent. „Möglich ist auch, dass wir soziale Netzwerke wie Youtube nutzen, um in Stammessprachen auf Videos über moderne Pflanzenproduktion zu informieren.“

Der Direktor des Zentrums für Entwicklungsforschung an der Universität Bonn, Joachim von Braun, sagte unserer Zeitung am Rande der Tagung, dass mit der Präzisionslandwirtschaft ein Beitrag zur Nachhaltigkeit geleistet werde. „Es laufen Experimente, bei denen auf Unkrautvernichter zu 100 Prozent verzichtet werden kann. Mit feinen Nadeln zerstören Roboter die Keime von Unkräutern auf mechanischem Wege.“ Durch eine präzise Landwirtschaftsmethode, die auch GPS-gesteuert ist und auch die Erfahrungswerte der Vorjahre sowie die Bodenfeuchtwerte mit einbeziehe, könnten 30 bis 50 Prozent Düngemittel eingespart werden. Von Braun sagte, die Grüne Woche nehme verstärkt Themen wie Tierwohl, Nachhaltigkeit und den globale Kampf gegen Hunger zur Kenntnis.

Zahl der Hungernden ist weltweit weiter angestiegen

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) bezeichnete die Landwirtschaft auf der GFFA als eine „Lebenswirtschaft“. Die Zahl der Hungernden weltweit sei wieder angestiegen auf 821 Millionen, dabei gebe es „ein Recht auf Nahrung“. Die Welt brauche eine höhere Agrarproduktion, die aber „ressourcenschonend“ sein und den Klima- und Bodenschutz im Blick haben müsse. Die beste Diskussionsplattform über diese Fragen sieht sie in der GFFA: „Wir sind sozusagen das Davos der Landwirtschaft.“